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Pflanzen⸗Gattungen

nach dem

Inbegriffe ſaͤmtlicher Fruktifications⸗Theile gebildet, und nach dem Sexual-Pflanzen⸗ Regiſter geordnet;

mit

kritiſchen Bemerkungen.

Erſtes Heft; mit zwei Kupfertafeln.

Von 2 a 5 a Friedrich Caſimir Medicus, Pfalzzweibruͤckiſchem wuͤrklichem Regierungsrathe, Direktor der

Churpfaͤlziſchen Staatswirthſchafts Hohen Schule und der phyſik. oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Heidelberg ꝛc.

Ignorato proprio genere (plantarum) nulla de- fcriptio, quamvis accurate tradita certam (ſpe- ciem) demonſtrat, ſed plerumque fallit: nam confufis generibus omnia confundi neceſſe eſt. Cae/alpin de Plaut. Lib. XVI, Praef. pag. 4.

Mannheim, bei Schwan und Gotz, 1792.

2

LIBRA NN

NEW BOTAN: Seinen GA!

beiden botaniſchen Freunden,

Herrn Friedrich Ehrhart,

Koͤnigl. Grosbrittaniſchen und Churfürſtlichen Braunſchweig⸗ Lüneburglſchen Botaniker ꝛc.

und Herrn D. Paul Uſteri,

Committirtem Mitgliede der correſpondirenden Geſellſchaft ſchweizeriſcher Aerzte und Wundaͤrzte ıc,

zum Zeichen

ſeiner Hochachtung und Ergebenheit

gewidmet

von

dem Verfa ſſer.

Vorbericht.

On den Jahren 1782 und 1783 habe ich in 5 zwei Bänden botanifche Beobachtungen ber: ausgegeben, und ungeachtet ich mir mit Recht ſchmeicheln kann, meine Beobachtungen mit der groͤßen Genauigkeit aufgezeichnet zu haben: ſo fuͤhlte ich dennoch, daß es fuͤr einen emſigen Mann zwar nicht ſchwer ſey, auf dieſe Art die Summe von Baͤnden zu vermehren; aber wenn ich auf den Gewinn zuruͤckblickte, den die Kraͤu— terwiſſenſchaft ſelbſt davon haben koͤnnte: ſo fand ich, daß er wuͤrklich ſehr unbetraͤchtlich ſey. Denn ich ſah gar wohl ein, daß alles auf richtig beſtimmten Pflanzen-Gattungen beruhe, daß keine Pflanzen⸗Art wahr zu beſtimmen ſey, wenn die Öattungs » Charaktere ſchwankend oder gar falſch ſind, und daß eben hierin die wahre Urſa— che verborgen liege, warum, ungeachtet des be— ſtaͤndigen Beſtrebens unſers Zeitalters, ſo wenig wuͤrkliche Fortſchritte in der Kraͤuterlehre ge⸗ | A 3

6 Vorbericht.

macht werden. Nun fieng ich an, die Grund⸗ fäze in der Natur ſelbſt zu ſtudiren, die zur Grundlage von Gattungen dienen muͤſſen, aber überall hinderten mich Vorurtheile, die leider hier herrſchen; denn jeder denkende Mann muß ſtuzig werden, wenn er ſich in ewigem Wider⸗ ſpruche mit ſeinen Vorgaͤngern und Zeitgenoſſen finder, weil er immer fuͤrchten muß, daß er ges fehlt, und daß feine Vorliebe ihn möge irre ges führt haben. Seit dem Jahre 1784 ſchraͤnkte ich alſo alle meine Beobachtungen auf Pflanzen⸗Gat⸗ tungen ein, jedes Jahr revidirte ich dieſe Beob⸗ achtungen, um mir endlich die Grundſaͤze zu ents wickeln, die zur Bildung der Pflanzen-Gattun⸗ gen erfoderlich find; aber ich ließ alle meine Bes obachtungen im Manuſcripte ruhen, und gab uur, um das Urtheil des Publikums zu hoͤren, im Jahre 1786 das Werkchen Theodora ſpe- ciofa, dann in dem naͤmlichen Jahre meine Abs handlung über die Pflanzen mit Papilions-Bluͤ⸗ then, endlich 1787 über die Malven-Familie heraus. Die zweite von dieſen Abhandlungen iſt in den Vorleſungen der Churpfaͤlziſchen phyſika⸗ liſch⸗oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Heidelberg, II Band, S. 327 460, eingeruͤckt; die andern beiden ſind einzeln erſchienen. Da ich immer

*

Vorbericht. 7

mein eigener und ſtrengſter Beurtheiler war: ſo fand ich auch hier, daß es uns zur wahrhaften Gattungs-Bildung noch an aͤchten philoſophi⸗ ſchen Grundſaͤzen uͤber die Fruktifications⸗Theile fehle, und daß unter allen Fruktifications⸗Thei⸗ len dem Botaniker nichts unbekannter ſey, als die Kenntniſſe der Fruͤchte. Nun widmete ich alle meine Zeit den Zergliederungen der Fruͤchte, und ſo entſtand der kurze Umriß einer ſyſtematiſchen Beſchreibung der mannigfaltigen Umhuͤllungen der Saamen, die in dem IV Bande, Th. I, S. 167 378 eben genannter Vorleſungen befind⸗ lich iſt. Dieſe meine Beſchreibungen verglich ich mit einigen der vorzuͤglichſten Schriftſteller des Pflanzenreiches, naͤmlich mit Tournefort, Linne, Adanſon, Scopoli und Gaͤrtner, und ſo entſtand die Philoſophiſche Botanik, erſtes Heft. Meine ernſtliche Willensmeinung war nun, jeden Blüs then⸗Theil auf die nemliche Art einzeln abzu⸗ handeln; aber nun fand ich, daß meine fortge⸗ ſezten Arbeiten allemal wegen den Namen der Pflanzen eine gewiſſe Verwirrung mit ſich fuͤh⸗ ren muͤßten, und um dieſer vorzubeugen, entſchloß ich mich zuvoͤrderſt, meine ſchon ſo lang ruhen⸗ den Pflanzen s Gattungen auf das neue zu revi— diren, und ſie heftweis herauszugeben. Hier in A 4

8 Vorbericht.

dieſem Hefte erſcheinen nun die Pflanzen mit Kreuzbluͤthen, die bei Linné die XV Elaffe aus, machen. Anfänglich war ich Willens, die XIV und XV Claſſe der IV und VI Linneiſchen Claſſe einzuverleiben, wie ich ſolches unter andern in einer vor vielen Jahren bei der Churpfaͤlziſchen Akademie der Wiſſenſchaften oͤffentlich verleſe— nen Abhandlung bekannt gemacht hatte; die aber aus unten folgenden Gruͤnden von mir nicht zum Drucke befoͤrdert worden iſt. Denn ich fand in der Folge, daß hiebei kein weſentlicher Vortheil fuͤr die Wiſſenſchaft erwachſe, und daß man in dem Sexual-Pflanzen-Regiſter ehender die Absheilungen vermehren als vermindern muͤſ— ſe, weil eine Pflanzen-Gattung um deſto leichter aufzufinden iſt, je beſtimmter ich den Ort in der Regiſtratur angeben kann, wo ſie iſt hingebracht worden; und daß man durch das Zuſammen— ſchmelzen der Claſſen nur die unſaͤglichen Schwie— rigkeiten vermehrt, mit welchen die Kraͤuterwiſ— ſenſchaft ohnehin uͤberladen iſt.

Gegenwaͤrtig den Plan, nach welchen ich dieſe Pflanzen Gattungen ordnen werde, vorzus legen, finde ich unnoͤthig. Oft bindet man ſich dadurch fuͤr die Zukunft die Haͤnde, und wagt es nicht, einen nun gefundenen beſſern Weg einzu⸗

4 2

Borberlcht. 9

ſchlagen, weil man ſich ſein eigenes Ziel ſchon ausgeſteckt hat, von welchem man vor den Au— gen des Publikums nicht gerne mehr abgeht. Ein denkender Mann muß ſich ſelbſt keine Feſ— ſeln anlegen; denn ſo ſehr er uͤberzeugt ſeyn mag, daß er fuͤr den gegenwaͤrtigen Zeitpunkt alles gethan, was Gruͤndlichkeit und Genauig— keit erheiſchen: ſo entdeckt er doch oͤfters in der Folge, daß er ſich weit vom Ziele entfernt hat, und eine einzige Beobachtung ſteckt ihm oft ein Licht auf, das ihm ſeine bisherigen Irrthuͤmer klar vorlegt. Mein einziger Grundſaz iſt, die Pflanzen: Gattungen fo genau, als nur moͤglich iſt, zu beſtimmen, und ſie ſo zu ordnen, daß jede Gattung leicht in dem Sexual-Regiſter aufzu⸗ finden iſt. Ob ich dieſen meinen Endzweck errei— chen werde, mag das unpartheiiſche Publikum in der Folge ſelbſt beurtheilen.

Alle meine Gattungen werde ich mit den Gattungen anderer Schriftſteller, ohne Anſehen der Perſon, kritiſch vergleichen. Ich glaube, daß dies das einzige Mittel iſt, ſo viele unberufene Schriftſteller in ihre Sphaͤre zuruͤckzuweiſen, die ſo wenig, oder gar nichts von der Kraͤuter— lehre verſtehen, und ſich doch das Anſehen von Schiedsrichtern geben wollen. Seit der Zeit ſich

4 A 5

10 Vorbericht.

jeder einen Plan gemacht hat, wie viel er jaͤhr⸗ lich durch Schriftſtellerei gewinnen will, iſt es dieſen Herren unmöglich, dies Geld durch Grund⸗ lichkeit zu verdienen: ſie muͤſſen alſo andere Hilfs⸗ mittel anwenden, ihren Verlegern Kaͤufer zu verſchaffen, und dies iſt der Ton der Infallibitaͤt, hinter dem ſie ſich um ſo leichter verbergen koͤn⸗ nen, da einer der Ausrufer des andern iſt. Mir ſind alle dergleichen Schlupfwinkel ſehr laͤcher⸗ lich. Ich werde jeden Schriftſteller vor meinen Richterſtuhl fodern, und erlaube es allen und jeden, ſich wider mich zu verbinden, und zu ver⸗ bruͤdern. Denn wem es nur um Wahrheit zu thun iſt, weiß auch durch jenes zu gewinnen, wodurch man ihm wehe thun wollte. Und mein einziges Beſtreben iſt Wahrheit. g

Verſchiedene

Gattungen von Kreuzbluͤ then.

Me quod attinet, iis prognatus ſum moribus, ut neminem laedere, tantum abeſt ut cuiquam in- juriam facere velim. Sed nec poſſum adulari, rem prout fe habet eloquens, & ſcapham fca- pham appellare edoctus: ferre etiam nequeo homines , vancs ſuique plenos, quibus volupe videtur, inanibus ornari laudibus. Dillenius in Examine reſponſiouis A. C. Rivin, pag. 1.

Einleitung

Keine Pflanzen find für den Kräuterfenner wahrhaft und richtig zu beſtimmen ſchwerer, als jene, die entweder in den Bluͤthentheilen, oder in den Fruchttheilen ſich einander ſehr naͤhern, und daher hierin einander ſehr aͤhnlich ſcheinen. Dieſe auſſerordentlichen Schwierigkeiten haben ſich dadurch noch unendlich vergroͤſſert, daß un⸗ ſere Schriftſteller, die ſich den mehrſten Ruf zu erwerben gewußt haben, aus einer Vorliebe zu ihren Verwandtſchafts-Syſteme eben dieſen Theil der Bluͤthen-oder Fruchttheile, die unter ſich ſelbſt die größten Aehnlichkeiten mit einan- der haben, zur Bildung ihrer Gattungen aus— gehoben. Was ich über dieſe Verwandtſchafts— Grille der Pflanzen unter ſich ſelbſt halte, dies habe ich in den ſtaatswirthſchaftlichen Worlefun- gen 1, S. 165 179, und in dem zweiten Hefte meiner philoſophiſchen Botanik S. 5 19

14 Einleitung.

beſtimmt gefagt, und noch habe ich nicht einmal einen von weitem ſcheinbaren Grund gefunden, an der Richtigkeit meiner daſelbſt aufgeſtellten Grundfäge zu zweifeln. Den Nachtheil aber, den dieſe ſo aͤuſſerſt gewagte Hypotheſe auf die Kraͤuterlehre, und auf die Beſtimmung der ein—⸗ zelnen Arten derſelben gehabt haben, will ich hier aus Erfahrung beweiſen, und habe hierzu die Pflanzen mit Kreuzbluͤthen gewaͤhlt, und un⸗ ter dieſen diesmal nur jene, die kleine Fruͤchte haben, und die man auf eine aͤuſſerſt fehlerhafte Art bisher Siliculoſae genannt hat. Linne wag⸗ te es hier, die Gattungen vorzuͤglich nach den Bluͤthentheilen zu beſtimmen, worin ihm ſeine Anhaͤnger blindlings gefolgt ſind. Selbſt dieje⸗ nigen, die die öffentliche Meinung für ſich has ben, daß ſie entweder Widerſacher des Ritters ſeyen, oder doch keine Parthei ergreifen, ſind in eben dieſe Labyrinthe gerathen, haben zwar hie und da Ausnahmen aufgeſtellt, aber weil fie die ganze Pflanzen-Summe umfaſſen wollten, die ſie doch unmoͤglich aus eigener Erfahrung ſelbſt kennen konnten: ſo waren ſie endlich zum Abſchreiben anderer genoͤthigt, und hierin liegt die Urſache des Buntſchaͤckigten, worin ſich dieſe Schriften beſonders auszeichnen.

Einleitung. 15

Nach meinen ſchon fo oft aufgeſtellten Grynd⸗ ſaͤſen muß man ſich bemühen, das Eigene, worin ſich jede Pflanzen⸗Art von der andern in ihren Fruktifications⸗Theilen weſentlich unterſcheidet, mit groſſer Beſtimmtheit auszuheben, dieſen we; ſentlich abſtechenden Charakter zur Bildung der Gattung anzuwenden, und alle Pflanzen Arten, die den naͤmlichen feſtgeſezten Gattungs⸗Charak⸗ ter haben, unter dieſe nun ſo feſtgeſezte Gattung zu bringen. Hier muß es nun dem Kraͤuterken⸗ ner ſehr gleichguͤltig ſeyn, in welchem Fruktifi⸗ cations⸗Theile er dieſen Charakter auffinden kann, ſey er in der Blumendecke, in der Blume, in den Staubfaden, Piſtill oder in der Frucht,

oder in mehrern dieſer Theile zugleich; es muß ihm hinlaͤnglich ſeyn, wenn ſein Charakter wahr, bleibend, und von allen andern Gattungs-Cha⸗ raktern abſtechend iſt. Aber auch hierin haben ſich unſere Kraͤuterkenner auſſerordentlich viel zu Schulden kommen laſſen: ſie entwarfen ſich, oh⸗ ne die Natur genau zu kennen, einen Plan zur Gattungs-Bildung, den fie auf einen einzigen dieſer Fruktifications⸗Theile gruͤndeten, und nun giengen ſie von dieſem einzelnen Fruktifications⸗ Theile aus, wollten darnach alle Gattungen be⸗ ſtimmen, und daher haben wir die Menge von

16 Einleitung.

Gättungen, die zwar ihren Namen haben, aber auſſer dem Namen fo wenig charakteriftifches mit ſich fuͤhren, daß man die eine Gattung von der andern nicht zu unterſcheiden im Stande iſt, und mit Gewißheit nicht anzugeben weiß, ob man eine Art unter dieſe oder jene Gattung ſe—

zen, oder daſelbſt aufſuchen ſoll. Es iſt weit uͤber die Kraͤfte eines einzelnen Nannes, nach dieſen Grundgeſezen das ganze Pflanzenreich zu umfaſſen, und es bleibt ihm, bei dem beßten Fleiſſe, nichts anders uͤbrig, als nur Bruchftücke zu dem Ganzen zu liefern. Hier⸗ zu habe ich nun hier die Pflanzen mit Kreuzbluͤ⸗ then erwaͤhlt. In ihren Bluͤthen iſt eine fo auf ſerordentlich groſſe Uebereinſtimmung, daß es beinah unmoͤglich iſt, auf dieſelbe die Gattungen vorzuͤglich zu gruͤnden, hingegen finde ich in den Fruͤchten weſentliche Charaktere, welche in Ver— bindung mit jenen der Bluͤthentheile feſte Gat— tungs⸗Charaktere abliefern. In dem erſten Ab— ſchnitte werde ich alſo jene Pflanzen mit Kreuz— bluͤthen abhandeln, die keine Schoten oder Schoͤt⸗ chen beſizen; in dem zweiten Abſchnitte aber je: ne, die Schoͤrchen und in dem dritten die Scho— ten haben; jene Pflanzen aber mit langen Scho⸗ ten zu einer andern Zeit vorlegen. Und hier

werde

Einleitung. 17

ich mich immer nur auf jene einſchraͤnken, die ich ſelbſt zu beleuchten Gelegenheit gehabt habe. Theils die Zergliederungen der Umhuͤllungen der Saamen, die ich in den Vorleſ. IV, Th. I, und in der Philoſoph. Bot. I. Heft abgehandelt, und die mich ſo vieler Saamen beraubt; theils die vielen Ungluͤcksfaͤlle, die durch Ueberſchwemmun⸗ gen den botanifchen Garten von Pflanzen ent— bloͤßet haben, iſt Urſache, daß die Zahl meiner abgehandelten Pflanzen hier nicht ſo groß iſt, als ich ſelbſt gewuͤnſcht haͤtte, um fo mehr da ich von gar vielen Beobachtungen keinen Gebrauch machen wollte, die ich in dem Jahre 1791 zu bes richtigen nicht im Stande geweſen bin. Ich was ge hier an alle die Freunde der Kraͤuterwiſſen⸗ ſchaft, die meinen Fleiß und mein Bemuͤhen un⸗ terſtuͤzen wollen, die ergebenſte Bitte, mich durch Mittheilung von Saamen zu bereichern, vorzuͤglich wuͤrden mir vor der Hand alle dieje⸗ nigen Saamen ſehr erwuͤnſcht ſeyn, deren Pflan— zen Kreuzbluͤthen haben.

pfl. Gattungen, 1. Heft. B

18 Kreuzbluͤthen

J Abſchnitt.

Kreuzbluͤthen, die keine Schoten oder Schoͤtchen haben.

$. I. Kreuzblüthen mit Pericarpien. 1. Einfaͤcherichtes Pericarpium. I. rundlichtes. RApISTRUxM. 2. zungenfoͤrmiges. ISATIS. 3. rundlicht⸗breitgedrucktes a. einfaches. BOHATSCHIA, Foss ELINA. b. Zwilling = Pericarpien. JoNDRABA. THLAsPıpıum. II. Zweifaͤcherichtes nußartiges Pericarpium. I. mit einer dünnen Scheidewand. VoGELrA. 2, mit einer fteinernen Scheidewand. CARARA. III. Vierfaͤcherichtes Pericarpium. MxAGRUxI. IV. Gegliederte Pericarpien. RAPHANISTRUM. V. Pericarpium mit unbeſtimmten und unordent⸗ lich gebildeten Gefachen. RApHAN Us. $. 2. Kreuzbluͤthen mit Pericarpien und unter dieſen fir zenden Schoͤtchen. SCHRANKIA. §. 3. Kreuzbluͤthen mit Huͤlſen. Rreor 1K. | $. 4. Kreuzbluͤthen mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen. Vera. ANASTAT ICA. HIEROCHONTIS. F. 5. Kreuzbluͤthen mit Steinfruͤchten. Bunıas.

mit einfaͤcherichten Pericarpien. 19 I. Einfaͤcherichtes 1. rundlichtes Pericarpium. RAPISTRUM. Tournef. T. 99. Vorleſ. IV. n. 488. Phil. Bot. I. 190. (Tab. I. fig. 2).

Unter den ſechs langen Staubfaͤden haben die vier laͤngern obenher Zaͤhne. Abfallen⸗ des, hornartiges, einfaͤcherichtes Pericar⸗ pium, mit einem Saamen, ſo auf einem verlaͤngerten, ſtehen bleibenden Frucht⸗ ſtiele ſizt, welcher Fruchtſtiel oben eine geſchloſſene, aber leere Zoͤhle hat.

Die vier Blumendeckblaͤtter ſind ſo lang, wie die Naͤgel der Blumenblaͤtter, und ziemlich aus⸗ gebreitet. Der Fruchtſtiel ſteht innerhalb der Bluͤthe, iſt lang, cylinderartig, obenher kugel— foͤrmig, und hat innerhalb dieſer kugelfoͤrmigen Erweiterung anfaͤnglich eine betraͤchtliche Hoͤhle, die bei mehrerer Zeitigung des Pericarpiums kleiner wird, und beim Abfallen desſelben ganz zuſammen geſchrumpft iſt. Kurzer, kegelfoͤrmig zulaufender Griffel, mit einer ſpizen Narbe. RAPISTRUZI hifpanicam.

Rapiſtrum maximum rotundifolium monoſpermum.

Tournef.

Myagrum ſphaerocarpum. Jacq. Obſ. II. 20. Tab. 4 T. Crainbe hiſpanica. L.

In der philoſophiſchen Botanik I. 190 habe ich ſchon

kritiſche Bemerkungen beigebracht, denen ich hier noch

B 2 ar

Kreuzbluͤthen

einige beifügen will. Crambe, Tournef. pag. 211. Tab. 100 iſt eine von Rapiſtrum ganz verfchiedene Gattung, wenn ſchon Linne beide in eine Gattung fehlerhaft zu vereinigen bemuͤht war.

Schreber behält ungeachtet meiner Erinnerung bac- ca ſicca bei. Ed. 8va. G. Pl. L. n. 1071. Da er alſo den Widerſpruch nicht einſieht, und Irrthuͤmer zu verbreiten fortfaͤhrt: fo will ich es ihm hier erklaͤren. Linn. Philof. botanic. Ed. Gled. pag. 75 heißt es: bacca eft fructus ſucculentus. Dies iſt zwar eine alte Wahrheit, fo wie ebenfalls, daß fucculentus und ficcus zwei ſich entgegen geſezten Sachen ſind. Noch auffallender wird dieſer Widerſpruch, wenn man das Pericarpium Rapiſtri ſelbſt betrachtet, wel⸗ ches eine foͤrmliche hornartige, ja beinah nußartige Schaale hat, um welche, und in welcher nicht die mindeſte Spur einer Feuchtigkeit iſt, oder war. Aber Herr Schreber will durch ſein Anſehen Irrthuͤmer ſanktioniren!

Crambe. Adanſ. II. 424. Silique court, articule, 2. loges longitudinales. 1. grain fphaer. dans cha- que loge. Silique ift erſtens ein Fehler. Denn iſt ſeine Gattung weder jene des Tourneforts, noch Linnes; gaͤnzlich falſch, und nicht mehr, als des Ausſtreichens werth. Crambe. Scopoli Introd. n. 1422... articulis binis monoſper mis. Lezteres iſt falſch. Auch vereinigt er Gattungen von ſehr ver— ſchiedenen Charakteren. Crambe. La Marck Ency- clop. Botanig. II. 162. Nach Linne uͤberſezt, und -

mit einfächerichten Pericarpien. 21

falſch. Crambe. Juſſ. Pl. G. 242. Die Bluͤthe gut, aber die Frucht falſch. Silicula! globoſa, ſubbac- cata! r. ſperma, non dehiſcens. Schöne botani: ſche Philoſophie! Myagrum ſpaerocarpum. Jacq. Obf. II. Tab. 41. Die Beſchreibung und Kupferta- fel pn, nur daß er die Frucht ganz falſch eine fi- licula nennt. Siliculae .. corpori cylindrico & fterili infident, in quo folido nullum potui locu- lamenti veftigium detegere. Ob man zwar in eis nem verlängerten Fruchtſtiele eine Höhle zu ſuchen gar nicht berechtiget iſt: fo muß ich doch ſagen, das ich dieſe Hoͤhle, als eine wahre Sonderbarheit im— mer bis zum Zeitigungs⸗Zeitpunkte vorgefunden habe.

1 Einfaͤcherichtes 2. zungenfoͤrmiges Pericarpium. ISATIS. Vorleſ. IV. n. 49 f. (Tab. 1. fig. 8.) Oval ⸗laͤnglichtes, breitgedrucktes, zun⸗ genfoͤrmiges Pericarpium in deren Mitte eine ſenkrechte Saamen⸗Lage mit einem einzigen Saamen iſt. Unter der aͤuſſern Baut iſt dies Dericarpium von einer ſchwammichten Maſſe gebildet.

Isarıs tinfloria. L. In den Vorleſ. IV. und der Phil. Bot. I. 19 1 habe ich gezeigt, daß dies Pericarpium, ob es ſich zwar gerne oben theilt, dennoch immer geſchloſſen iſt. Indeſſen veranlaßt der ſchwammichte Bau desſelben, daß man oͤſters auf die Meinung geraͤth, die Frucht ſey eine Kapſel, und kein Pericarpium. Denn bei feuchtem B 3

22

I.

Kreuzbluͤthen

Wetter verſchluckt ſie nach geendigter Zeitigung gerne Feuchtigkeiten, und ſpringt dadurch oben auf. Aber bei genauer Beobachtung findet man deutlich, daß es eine durch aͤuſſere Urſachen veranlaßte Oeffnung, And keine freiwillige oder natuͤrliche ſey, die eine Fol⸗ ge einer gaͤnzlichen Zeitigung iſt. Auch bleibt fie in trockenen Jahren geſchloſſen, und oͤffnet ſich auch ſonſt niemals bis in die Saamenhoͤhle. Adanſon Famill. d. Pl. II. 423. Silique! a une & 2. loges. Dies leztere habe ich nie geſehen. Juffieu Pl. G.

242. Silicula! (fraxini) linguaeformis ovato- ob-

longa, compreſſa, non dehiſcens, medio tumens,

1.lineata, & I. ſperma. Bis auf ſilicula gut und

richtig.

Einfaͤcherichtes 3. rundlicht⸗breitgedrucktes a. einfaches Pericarpium.

BOHATSCHIA. Scopol. Vorleſ. IV. n. 490.

Phil. Bot. I. 19 1. (Tab. I. fig. 3.)

Tetradynamiſche Staubfaͤden, an den Saͤ⸗ den gleich, und ohne Zaͤhne. Breitgedruck⸗ tes, cirkelrundes, geſchloſſenes, am Rande weit hinein verwachſenes Pericarpium.

Die Blumendecke kurz, vierblaͤttericht, weiß.

Vier Blumenblaͤtter von der Laͤnge jener der Blumendecke, mit kurzen Naͤgeln.

BOHATSCHIA alliacea. Peltaria alliacea. L.

Peltaria. Jacꝗq. Enum. Stirp. Vindeb. 260. Silicufa

mit einfaͤcherichten Pericarpien. 23

unilocularis, non dehiſcens, nequidem in terra, ſed rumpendo radicem emittens. Alſo begieng Jacquin den allererſten Fehter dadurch, daß er zwar das Pericarpium richtig beſchrieb, aber ganz falſch benennte. Denn eine ſiliqua ... und unilocularis, non dehiſcens iſt ein unverzeihlicher Fehler wieder die botaniſche Philoſophie. Bohat/chia. Cranz Faf. I. 5. Silicula ! apice integra ſepto deſtituta; der nämliche Fehler von Jacquin, noch mit einer Une wahrheit apice integra vergröſſert. Herr von Jac— quin vertheidigt ſich Collect. I. 367. und will ge⸗ ſchichtlich darthun, daß er vor Cranz dieſe Gattung beſtimmt habe. Da Jacquin fo viele unlaͤugbare Verdienſte für ſich hat: fo ſollte er auf folche Klei⸗ nigkeiten nicht merken. Und Ruͤgen der Art ſind ihm um ſo weniger zu verzeihen, da er nicht allein ſeinen Gegner in ein ſo gehaͤßiges Licht wie hier ſezt, ſon⸗ dern auch noch uͤberdies ſicher iſt, daß weder Jac⸗ quin noch Cranz die Fruktifications- Theile dieſer neuen Gattung philoſophiſch benannt, beide alſo kein Recht hatten, eine neue Gattung zu bilden. Jacg. Flor. auſtr. Vol. II. 14. Tab. 123. Die alten Irr⸗ thuͤmer wiederholt. Peltaria. Linn. Gen. Pl. Ed. Reich. Mit allen Fehlern nach Jacquin abgedruckt. Ed. Schreb. p. 439. Ganz unveraͤndert, mit allen Fehlern. Sylt. Veg. Ed. XIV. 591. Eben fo falſch. Scop. Fl. carniolic. n. 784. Eben ſo. Allioni Fl. pedem. n. 908. Eben fo falſch.

Ciypeola. La Marck Encyplop. botanig. IT. 55. V 4

Kreuzbluͤthen

Juſſieu Pl. Gen. 240. Beide vereinigen dieſe neue Gattung Bohatfchia wieder mit Ci, Agen Linn. und nennen die Frucht ganz falſch flicula, Lauter Fol⸗

gen, wo Grundſaͤze fehlen, und jeder 1 vereinigt oder trennt, je nachdem es ihm einfaͤllt, ohne die Fruktifications⸗ Theile jener Arten genau L 1 3 geprüft zu haben, die er in eine Gattung zuſammen⸗ ſezt, oder davon trennt, und als eine eigene Gat⸗

tung aushebt.

Bohat/chia. Scop. Introd. 318. n. 1456. Peri- carpium compreſſum, orbiculatum, uniloculare, monofpermum. Vortrefflich und richtig, daher ich auch nach ihm, und nicht nach Cranz den Gattungs⸗ Namen beibehalten habe.

FOSSELINA. Scop. Vorleſ. IV. n. 489.

Die Pericarpien kommen meiſt mit HBoßat- ſchia überein, aber an den Staubfaͤden bes

finden ſich Zaͤhne.

Foss ELINA Sonthilaſpi.

Clypeola Jonthlaſpi. L.

Was die Pericarpien anbelangt, habe ich bereits Phil. B. I. 190. n. 489. meine kritiſche Anmerkun⸗ gen beigefügt. Linnes Clypeola iſt eine Gattung, zu der in der Natur die Arten fehlen, folglich muß, um dieſen groſſen Fehler auszumerzen, der Name Clypeola ganz geſtrichen werden. Denn jene, die G. Pl. Ed. IV. Obſerv. I. Jonthlaſpi T. Pericar- pium uniloculare, Semen unicum hatte, iſt nach⸗ her Peltaria, und von gruͤndlichern Bohatſchia ge⸗

mit einfaͤcherichten Pericarpien. 25

nennt worden. Es ſey mir vergoͤnnt, die da ſtehende Obferv. II. auch einzuruͤcken. Pericarpium bilocu- lare, diſſepimento paralello; und im charactere generico hieß es ſilicula. Alſo pericarpium und ſili-

cula waren hier eins, und zwar bei einem Manne, der die botaniſche Terminologie erfand, in ihr die Weſenheit der Kraͤuterwiſſenſchaft ſezte, und ſelbſt ſolche Fehler darin begieng, die man einem Anfaͤn⸗ ger nicht verzeihen würde. Schreber laͤßt in feiner Ed. 8va. G. Pl. L. die in meiner Phil. Botanik ge⸗ ruͤgten Fehler alle ſtehen, und ſagt abermals n. 1082. Silicula . . . bivalvis. Sem. in centro pericarpii.. Man muß alles kritiſche Gefühl, alle Wahrheits⸗ Liebe verlohren haben, oder eingeſtehen, daß man ein unerfahrner Nachdrucker iſt, wenn man ſo et⸗ was unter ſeinem Namen heut noch kann erſcheinen laſſen.

Clypeola La Marck Encycl. Botaniq. Tom. II. 55, und Cypeola Juſſieu G. Pl. 240. vereinigen hier, wie ich bereits gemeldet, die Behatfchia und Foſſelina Scop. die zwar in den Pericarpien mit einander uͤbereinkommen, in den Staubfaͤden aber einen entſcheidenden Charakter haben. La Marck giebt nur zwei Arten an, und ſagt die erſte, naͤmlich die Foſſelina Jonthlaſpi, habe beaucoups des rap- ports avec les Alyſſes, und die zweite, naͤmlich die Bohatſchia alliacea, ſe rapproche du Paſtel (Iſatis), und in dem Haupt⸗Charakter ſagt er: Gen-

re des plantes ... . qui a des rapports avec les

B 5

Kreuzbluͤthen

Alyſſes. O des Familien Blickes! La Marck nimmt nun die Clypeola maritima L. und die Cly- peola tomentoſa L. von Linnes Gattung weg, und bringt fie zu Alyſſum; da doch beide Arten, nach La Marck ſelbſt, richtig geſprochen, ein pericar- pium biloculare haben ſollen. Und ſo laͤßt ein jeder die Pflanzen von Gattung zu Gattungen wandern, wie es ihm einfaͤllt, und weil dieſe Herren niemals ihre Gruͤnde vorlegen, ſondern wie Orakel-Spruͤche entſcheiden: ſo kann man vorausſehen, daß die Kraͤu⸗ terkunde naͤchſtens in ihr Chaos zuruͤckſtuͤrzen werde, aus der man im Anfange dieſes Jahrhunderts ſie herauszuheben willens und befliſſen war.

Linn. Mant. Pl. alter. 426. Clypeola Jonthlaſpi ftamina omnia habent dentem fupra bafin, ut fi quis velit Alyſſi ſpeciem, non repugnabo. Hier ſieht man, mit welchem Leichtſinne Linne eine Art aus einer Gattung in die andere wandern ließ: ſo doch ſo viele als wichtige Verbeſſerungen anzugeben beliebt haben. Alſo kommt die Frucht, und deren auſſerordentliche Verſchiedenheit in keine Anrech— nung? Mit dem naͤmlichen Grunde koͤnnte ich mei⸗ ne Melilota meſanienſis, ſ. Vorleſ. II. 382. und Vorleſ. IV. n. 548, mit Bohatfch'a und Foſſelina in eine Gattung vereinigen; den bei allen dieſen drei Gattungen iſt der naͤmliche Bau der Pericarpien.

In den verfloſſenen Jahren habe ich die Foſſelina Jonthlaſpi nicht auf das neue pruͤfen können, weil ich meine Pericarpien durch die Zergliederungen auf

mit einfaͤcherichten Pericarpien. 27

geopfert, und die von mehreren Orten erhaltenen Saamen zwar den naͤmlichen Linneiſchen Namen hatten, alle aber Arten von Alyſſen waren. Ein offenbarer Beweis, wie wichtig die Frucht-Theile hier ſind, weil bei einer beſſern Kenntniß derſelben ſo eine Verwechſelung ſich nicht ereignen koͤnnte.

Cavanilles Icones & Deſcriptiones Plant. quae aut ſponte in Hiſpania creſcunt, aut in hortis hofpitantur. Madriti. 1791. pag. 22. beſchreibt eine Clypeola Jonthlaſpi L. und giebt Tab. 34. fig. 2. eine Zeichnung, die wegen ihrer Unbeſtimmtheit merk⸗ würdig iſt. Silicula! orbiculato-compreſſa, emar- ginata, perifera, membranacea, tomento brevi tecta, bivalvis! monoſperma! Seine in der Zeich—⸗ nung gelieferte Frucht h. widerſpricht dieſer Be⸗ ſchreibung, und nach dieſer iſt ſie ein pericarpium uniloculare, und gar nicht eine filicula bivalvis. Dann fagt er flores terminales, qui nudos oculos fugiunt; giebt auch nur ſtamina ſex tetradynama an, ohne etwas von den denticulis fuamentorum zu erinnern. Ich weiß nicht, was die Kraͤuterwiſ⸗ ſenſchaft von dergleichen eilfertig bekannt gemachten

Beobachtungen für einen Nuzen ſchoͤpfen ſoll. 1. Einfaͤcherichte 3. rundlicht⸗breitgedruckte b. Zwillings⸗

Pericarpien.

JONDRABA. Barrel. (Tab. I. fig. 14.) Die zwei gegen einander uͤberſtehenden Blumendeckblaͤtter haben jedes unten eine

ſackfoͤrmige, und inwendig ausgehoͤhlte

28 Kreuzbluͤthen

Verlaͤngerung, in welche vier geſtielte Druͤ⸗ fen herabhaͤngen. Sechs Staubfäden, von denen vier unten eine cirkelfoͤrmige Aus⸗ breitung haben. Zwillings⸗Dericarpien. Vier Blumendeckblaͤtter geſtreckt, ſchmal⸗ ſpizig zulaufend, beinah ſo lang, als die Naͤgel der vier Blumenblaͤtter, von denen zwei die ſack⸗— foͤrmige Verlaͤngerung haben. Merkwuͤrdig iſt hier der Bau der bei den Kreuzbluͤthen ſo ge— woͤhnlichen Druͤſen. Zwei Paar Druͤſen, deren jedes Paar rechts und links neben den kuͤrzern Staubfaden ſtehen, haben lange Stiele, find mit dieſen hinter ſich gekruͤmmt, haͤngen in die Saͤcke der Blumendecke herunter, und liefern dort ihren Saft ab. Die vier Blumenblaͤtter has ben lange Naͤgel, ſind obenher ausgebreitet, rundlicht, und am Rande ganz. Von den ſechs Staubfaͤden ſind die vier laͤngſten nach der Ruͤn⸗ dung des Fruchtknotens gebogen, und etwas breitlicht. Die zwei kuͤrzern haͤngen gewoͤhnlich etwas in die ſackfoͤrmige Verlaͤngerung der Blu— mendecke herunter, find fadenfoͤrmig, und ſtei⸗ gen darauf in der Hoͤhlung der beiden Blumen⸗ deckblaͤtter hinauf. Die breitgedruckten Zwil⸗ lings-Pericarpien ſtehen an einem vierkantichten ſchwachen receptaculo, in welches jedes Peri—

mit einfaͤcherichten Pericarpien. 29

carpium eingefuͤgt iſt, und von welchem ſie ſich nach gaͤnzlicher Zeitigung nebſt einem Theile ih— res Griffels, der ebenfalls auf beiden Seiten ab— laͤuft, lostrennen, und mit einem ſpizigen Win— kel in die Hoͤhe ſteigen. JoxpRABA /ulphurea.

Jondraba alyſſoides fpicata lutea, major. Barrel.

Ic. 1219.

Bifcutella auriculata. L. THLASPIDIUM. Vorleſ. IV. n. 492.(Tab. I. fig. 5.) Die vier gleich gebauten Blumendeckblaͤt⸗ ter klaffen. Vier Blumenblaͤtter ohne Naͤ⸗ gel, und keilfoͤrmig anlaufend. Zwillings⸗ Pericarpien.

Die vier Blumendeckblaͤtter find klein, oval: ſpizig, von innen ausgehoͤhlt. Sechs Staubfaͤ— den. Zwiſchen einem jeden Paare der laͤngern ſtehet eine groſſe Druͤſe, und neben den zwei klei— nern Staubfaͤden ſtehen zu beiden Seiten zwei kleine Druͤſen, alle ſechs aufrecht. Die Faͤden die Staubfaden ſind alle gleich, und fadenartig. 1. ThLasPTDTUM hieracifolium.

Leucoium luteum minus hieracifolium. Barrel, Ic.

1227.

Biſcutella apula. L.

8 Kreuzbluͤthen

2. Turasrınıvm laevigiatam,

Bifcutella laevigiata. Jacq. Fl. auftr. T. 339,

Tournefort, der vorzüglich auf die Frucht Acht gab, vereinigte meine zwei hier aufgeſtellten Gattungen Jondraba und Thlaſpidium in feine Gattung Thla- ſpidium. Linn folgte ihm zwar hierin, änderte aber den Namen ab, gerad als wenn dies zuſammen ge— ſezte Wort Biſcutella um ein Haar beſſer wäre, als Tourneforts Thlaſpidium. Ueberdies haben die Zwil⸗ lings-Pericarpien nicht die allermindeſte Aehnlichkeit mit einer Scutella, und haͤtte er Bifcutillum ange⸗ nommen: ſo waͤre wenigſtens eine Vergleichung da geweſen. Hier kann man alſo den ganzen Linne er⸗ kennen, der ſeinen Ruf dem Namen-Abaͤndern der Gattungen vorzuͤglich zu verdanken hatte, und dem das Gluck zu Theile ward, niemand zu finden, der dieſe Bloͤßen oͤffentlich aufdeckte, und ihm mit wah⸗ rer Kritik zeigte, daß er gleichwohl meiſt von jenem den Gattungs⸗Charakter abſchrieb, den er verbeſſert zu haben, ſich das Anſehen gab. Hier aͤndert er Tourneforts Namen, und ſchrieb ihn gleichwohl nach. Gleichwohl war hier der Ort, feine Grundſaͤze an⸗ zuwenden, naͤmlich die Gattungen der Kreuzbluͤthen nach ihren Bluͤthen zu bilden. Aber dies verſtand er nicht, oder vielmehr er eilte zu viel darüber hinaus, ſonſt wäre es Pflicht von ihm geweſen, dieſe guͤnſti⸗ ge Gelegenheit zu nuzen, feine Grundſaͤze anzuwen⸗ den. Denn in dem Baue der Zwillings- Pericarpien und ihrer Veſeſtigung iſt ein unmerkbarer Unterſchied

mit einfaͤcherichten Pericarpien. 31

in der Bluͤthe aber iſt er ſehr betraͤchtlich. Ich will

dieſen Unterſchied kurz bemerken.

Oondraba hat zwei ſackfoͤrmige Verlaͤngerungen an den zwei Blumendeckblaͤttern, in welche ſich vier geſtielte Druͤſen, und die zwei kuͤrzern Staubfaͤ⸗ den hinein kruͤmmen. Thlafpidium hat hier den bei Kreuzbluͤthen gewoͤhnlichen Bau, und von den ſechs Druͤſen ſind vier unbedeutend, zwei groß, alle aufrecht.

gondraba hat lange Nägel an feinen vier Blumen⸗ blättern Thlafpidium nicht.

Hondraba hat an den vier langen Staubfaͤden un: tenher eine cirkelfoͤrmige Buͤgung und Ausbrei⸗ tung. Bei Thiafpidium find fie fadenartig und geſtreckt.

Da alſo Linnes Charakter feiner Bifcutella ſowohl in den Gen. Pl. Ed. 8va. Schreb. n. 1084, als in dem Sytem. Veget. Ed. XIV. pag. 592. offenbar falſch iſt: ſo iſt es ſchicklicher, ihn ganz auszumer⸗ zen, |. Phil. Bot. I. 192. In Syſt. Veg. I. c. fuͤgt er noch bei ſeiner Biſcutella auriculata bei: haec ſola filiculae lobis in ſtylum coit. Dies iſt aber⸗ mals falſch, indem bei Thlafpidium, wie bei Jon- draba der naͤmliche Bau bei den Zwillings-Pericar⸗ pien iſt, ja bei Thlaſpidium die beiden Pericarpien ſich noch weiter von dem receptaculo loswinden, als bei Jondraba.

Heiſter hat der Jondraba den Namen Perſpicillum gegeben, ſ. Fabr. Enum, H. Helmſt. p. 289. Ich

32 Kreuzbluͤthen habe aber den aͤltern und bekanntern Namen vorge— zogen. Adanſon Familles d. Pl. II. 422. behält den Namen und Charakter von Tournefort bei, doch neigt ſich ſeine Beſchreibung mehr nach Jondraba, die Beſchreibung der Pericarpien iſt aber ganz falſch. Silicule! orbiculaire. Juſſieu G. Pl. 239. Biſcu- tella. Calix Lunariae coloratus. Paßt nur einiger⸗ maßen auf Jondraba, gar nicht auf Thlaſpidium. Die Beſchreibung der Zwillings-Pericarpien iſt bei ihm richtig, auſſer daß er fie faͤlſchlich ſilicula nennt. II. Zweifaͤcherichtes nußartiges Pericarpium, mit einer 1. dünnen Scheidewand.

VOGELIA. (Tab. 1. fig. 6.)

Blüthe, wie bei den Kreuzblütben am ge: woͤhnlichſten. Nußartiges Pericarpium, inwendig ſenkrecht mit einer durchſichti⸗ gen Scheidewand in zwei Gefache getheilt. Die Nuß hat oben zwei klaffende Hervor⸗ ragungen, zwiſchen welchen der Griffel ſteht, der aber bei ganzer Zeitigung ge⸗ woͤhnlich abfaͤllt.

Die vierblätterichte Blumendecke klafft ges - woͤhnlich ein wenig. Die vier Blumenblaͤtter ſind klein, und erweitern ſich obenher. Sechs Staubfaͤden, wie hier gewoͤhnlich. Der Charak— ter beruht alſo vorzüglich auf dem nußartigen Pericarpium, oben mit den zwei klaffenden Ver⸗

laͤngerun⸗

mit zweifaͤcherichten Pericarpien. 33

laͤngerungen, und innerhalb mit einer Scheide: wand gebaut, fo wie es hei den Schoͤtchen gewoͤhn⸗ lich iſt. In dieſem zweifaͤcherichten Pericapium iſt gewöhnlich nur ein Saame; aber dann im⸗ mer die Spur von der Scheidewand, und dem andern verkruͤppelten Saamen da. Sehr oft ſind auch in jedem Gefache ein Saamen. Wenn man alles genau ſehen will, darf man nur oben zwi⸗ ſchen den zwei klaffenden Hervorragungen mit einem Meſſer ſenkrecht herunter ſchneiden: ſo wird man die Scheidewand, und die beiden Saas men genau ſehen. i VoGELIA /agiteta. |

Sphaerocarpus Heiſt. Fabrit. Enum. method. p. 5 T

284.

Rapiſtrum arvenſe, folio auriculato, acuto. Tour- nef. Inſtit. 211.

Rapiſtrum foliis amplexicaulibus, auriculatis, acu- tis. Hall. helv. n. 522.

Myagrum paniculatum. L. Tourneſort und Haller haben dieſe Pflanze zu ihrem Rapiſtrum hingeordnet, weil nach ihnen in den zei⸗ tigen Pericarpien gewoͤhnlich nur ein Saamen an⸗ getroffen werden ſoll. Aber dies iſt ein groſſer Irr⸗ thum, haͤngt vom Zufalle ab, und ich habe eine Menge dieſer Pericarpien geoͤffnet, die ihre feine Scheidewand, und zwei vollkommenen Saamen ent⸗

Relten. Zudem wer wird es wagen, die Wahrheit.

pfl Gattungen, 1. Heft. C

dr

34

Kreuzbluͤthen

zu mißkennen, die uns die Zergliederung des Frucht⸗ notens lehrt, der zu allen Zeiten zweifaͤchericht iſt. In der Flora Danic. Tab. 204. iſt dies gar fchon hingezeichnet, und ich habe dieſen Fruchtknoten im⸗ mer, und ohne alle Ausnahme ſo vorgefunden. Folg⸗ lich iſt dieſer Charakter der wahre, und jener, der gon der Zeitigung abhängt, ein zweif (hafter, und eben deswegen irriger Charakter. Linnes Hinordnung zu ſeinem Myagrum verdient keine Widerlegung, ſo elend iſt ſolche. Denn die Art, die Linnes Myagro paniculato vorgeht, iſt fein Myagrum fativum, welches ganz vollkommene Schoͤtchen hat. Aber ſo etwas fuͤhlen unſere Kraͤuter-Liebhaber nicht. Merkwuͤrdig iſt der Bau dieſes Pericarpiums, indem ſolches eine Scheidewand hat, die den meiſten Schei⸗ dewaͤnden der Schoͤtchen aͤhnlich iſt. Ueberdies hat das Pericarpium die naͤmliche Verlaͤngerung auf ſich ſizen, wie die valvae der weiter unten zu beſtim⸗ menden Gattung CamELına. Bei beiden ſtreicht der Griffel durch die Hoͤhlung, die dieſe veranlaſſen. | Der Hauptunterſchied zwiſchen dem pericarpio Vo- geliae und einem Schoͤtchen iſt, daß hier keine frei— willig abſpringende Schaalen, ſondern alle Theile feſt mit einander verwachſen ſind.

II. Zweifaͤcherichtes Pericarpium, mit einer 2. ſteinernen

Scheidewand.

CARARA. Caefalp. p. m. 370. (Tab. I.

fig. 4.)

An den beiden Seiten etwas ovales, am

mit zweifaͤcherichten Pericarpien. 35

Umkreiſe halbcirkelfoͤrmiges, an ſeiner Oberflaͤche mit mancherlei goͤckern, und hervorſtehenden Linien geziertes, zwei: faͤcherichtes Pericarpium.

Die aͤuſſerſt kleine Bluͤthe, und deren fo viele dicht beiſammen ſizen, haben mir wenigſtens kei— nen hervorſtechenden Charakter dargelegt, dieſe Gattung daher naͤher zu beſtimmen. Es iſt auch nicht noͤthig, da ſo ein auffallender Charakter in der Frucht iſt. Die zwei Saamenhoͤhlen ſtehen gegen einander uͤber; jede iſt elliptiſch, und in jeder Höhle ein Saame. Von Baue iſt das Pes ricarpium hart, und beinah nußartig.

CARARA Coromopus. Cochlearia Coronopus. L. Linn. Hort. Clif. pag. 332. Paradoxon forte mul- tis proponam circa genus hujus plantae: parado- xa certe omnibus diu planta, ut de ea tot ſen- tentiae, quod capita recentiorum ſyſtematico- rum. Certum eſt quod haec uti Naſturtium in ſingulo loculo unico communiter perfecte gau- deat ſemine, at Cochlearia ſaepius pluribus; eſto quod numero ſeminum a Cochleariis parum diſce- dat, eo tamen proprius accedit figura fructus.

Cochlearia enim gaudet ſilicula margine obtuſo,

uti haec ; fuperficie fcabra, uti haec; apice non

emarginato, uti haec; utrinque gibbo, uti haec; quibus notis omnibus manifeſte a Nafturtiis rece-

C 2

36

Kreuzbluͤthen

dit: inſuper confiderata facie, loco natali, ramis dejectis & modo crefcendi propius ad Cochlea- riam quam Naſturtium accedit. Sicher ein paras dorer Saz. Muß man ſich nicht uͤber die Philoſo⸗ phie eines Mannes erſtaunen, der ſolche Armſelig⸗ keiten herausklauben kann, um eine Aehnlichkeit zu finden, die nicht da iſt, und mit offenen Augen blind bleibt, um den himmelweiten Unterſchied zwiſchen der wahren filicula Cochleariae, und dem pericar- pio biloculari Cararae nicht zu fehen, und nicht zu bemerken. Um die Saamen zu zählen, mußte er doch das pericarpium Cararae verſchneiden; da hin⸗ gegen dieſelben bei Naſturtium und Cochlearia ihm in die Hände fielen, weil ihre Schoͤtchen abſprin⸗ gende Schaalen haben. Es iſt unbegreiflich, wie er die ſo unbedeutenden Kennzeichen der Frucht von Carara mit Cochlearia ausheben konnte, ohne die⸗ ſen in die Augen ſpringenden Unterſchied waͤhrend der Vergleichung zu bemerken. Aber Tournefort begieng den Fehler, dieſe Gattung ſeiner Vorfah⸗ ren als Art ſeinem Naſturtium einzuverleiben, und Linns, deſſen geheime Abſicht es war, Tournefort zu verdraͤngen, masquirte den Tournefortiſchen Feh⸗ ler nur anders, und machte eine Cochlearia dar- aus. Linns war ſicher der Mann nicht, Tournefort philoſophiſch zu verbeſſern, dazu fehlten ihm jenes

unſterblichen Mannes ausgebreiteten Kenntniſſe. Aber

fo auf geradewohl abzuändern, dazu gehört nichts, als ein hoher Grad Egoismus. Indeſſen hat Linne seine häufigen Nachfolger gefunden. La Marck Enc.

mit zweifaͤcherichten Pericarplen. 37

Botaniq. II. 165. Cranfon. Corne de Cerf. Cette plante eſt ſi remarquable par la forme particulie- re des ces filicules! que plufiers Botaniftes mo- dernes la feparent de Cranfon pour en faire une genre apart. Da hat La Mark ſehr unrecht, denn die Alten hatten ſchon eine Gattung daraus gebil— det. L. de Juſſieu G. Pl. 240. Cochilearia Corono- pus. . filiculae rugoſae cryſtatae genus forte diſtinctum indicant. Hätte Juffien die Frucht rich: tig, und nicht filicula genennt, ſo ein groſſer Feh⸗ ler war: ſo wuͤrde ihm kein Zweifel uͤbrig ge blieben ſeyn.

Von Haller Enum. an Helv. I. 217. hat dieſe Pflanze wieder zu einer Gattung erhoben, und nach Knaut Coronopus genennt. Da aber Tournefort hierunter eine ganz andere Gattung verſtand, und Tournefort doch ein ganz anderer Mann als Knaut iſt: ſo habe ich den Namen von Caͤſalpin vorgezo⸗ gen, weil dieſey für fen ne Zeit eine herrliche Beſchrei⸗ bung der Frucht gab: kructus rotundi, ac depreſſi, valde duri, aſperique: ſemine intus flavo ac de- preſſo. Haller ſagt J. c. non credidi, in tanto fru- ctus diſcrimine poſſe hanc plantam cum Cochlea- ria manere. Aber dies iſt alles bei dem Linneiſchen Club vergebens, der in der eigenſinnigen Beharrung ſeine Dauer zu gründen ſich bemuͤht hat.

Cochlearia. Scop. Introd. n. 1469. Pericarpium fubrotundum, biloculare, ſcabrum ift ein anderer Fehler, da er hiedurch der Achten Gattung Coch-

C 3

38 Kreuzbluͤthen

learia ein pericarpium zugeeignet, die doch wahre Schoͤtchen hat.

1II. Vierfaͤcherichtes Pericarpium. MYAGRUM. Tournef. T. 99. (Tab. I. fig. 1.) Zerzfoͤrmig geſtaltetes Pericarpium, mit vier Höhlen, wovon drei leer, die vierte und mittelſte aber einen Saamen enthaͤlt.

Dies allerdings merkwuͤrdige, und in ſeiner Art einzige Pericarpium verdient eine genauere Beſchreibung. Es hebt unten mit einer etwas keilfoͤrmigen Geſtalt an, hat daſelbſt eine ſenk— rechte Hoͤhle, die oben mit einer horizontalen Wand geſchloſſen iſt, und ſich aͤuſſerlich mit ei⸗ nem etwas hervorſtehenden Wulſte abzeichnet. Ueber dieſer fängt eine andere ſenkrechte laͤng⸗ lichte Höhle an, in welcher ein einziger Saame innen liegt. An dem Ende dieſer obern Hoͤhle, doch etwas tiefer, erweitert ſich das Pericarpium mehr herzfoͤrmig, und in dieſer Erweiterung ſind zwei meiſt rundlichte Höhlen neben einander, die aber zu allen Zeiten, wie die unterſte, ſaamen⸗ leer ſind.

Mxad kum perfoliatum.

Die Gattungen der Schriftſteller hier kritiſch zu pruͤ⸗ |

fen, iſt eine wahre Unmöglichkeit, da ſie alle im

Dunkeln tappen, und aus lauter uͤbel angebrachter

mit gegliederten Pericarpien. 39

Vereinigungsſucht gar nicht wiſſen, was ſie wollen. Tournefort hat bereits nach dem ſonderbaren Baue dieſes Pericarpii feine Gattung gebildet, und es iſt mehr als unbegreiflich, wie die neuern Ueberfluͤger dies alles uͤberſehen konnten, und Tonrneforts Gat— tung ſo haͤßlich entſtellt haben. Aber da ich dieſen groſſen Mann immer als den Vater der Kraͤuterkun⸗ de anſehen werde: ſo ſind mir ſeine Gattungen ſehr ſchaͤzbar, beſonders wenn ſie, wie hier, das Gepraͤge der Wahrheit haben. Ein pericarpium quadrilocu- lare iſt zwar nichts ſeltenes; aber die Anordnung die⸗ ſer Gefache iſt ſo ſonderbar, und einzig in ihrer Art, indem immer die drei naͤmlichen Gefache leer, und nur das einzige mittlere Gefach zum Saamen bes ſtimmt iſt, daß eben dieſes allerdings als Gattungs⸗ Charakter ausgehoben werden muß. Alle Beobach⸗ ter, wenigſtens die mir bekannt geworden, haben die unterſte ſenkrechte Hoͤhle uͤberſehen, bei mir hat ſie nie gefehlt. Auch habe ich nie in den drei, zum Leerſeyn beſtimmten Hoͤhlen nur die mindeſte Spur eines Saamens entdecken koͤnnen.

IV. Gegliederte Pericarpien.

RAPHANISTRUM. Tournef.

Blumendecke vierblättericht, von denen zwei unten bauchicht find, oben aber an einander ſtehen. Gegliedert auf einander

ſizende Pericarpien, deren leztes ſich mit einem langem, ſpizig zulaufendem, ſtehen C4

40 Kreuzbluͤthen

bleibendem Griffel endigt. Jedes Pericar⸗ pium hat in dem Sruchtknote eine Schei⸗ dewand, und iſt zweifaͤchericht aber nur ein Saame waͤchſt aus, und verdrängt ſo⸗ wohl die Scheidewand, als den andern Saamen in der Folge, daher die zeiti Pericarpien nur einfaͤchericht erſcheinen. RArHANISTRUM in ,um. Linne Amoen. Acad. VI. 430 45 f. gab eine Diff. Raphania heraus, worin er behauptete, dies un⸗ ſchaͤdliche Kraut ſey die Urſache der Kriebelkrankheit; denn er mengte ſich in alles, wußte alles, und was ihm ſeine Einbildungskraft heut eingab, ließ er mor⸗ gen als Wahrheit drucken. So kraͤftig dieſer Traum durch die Erfahrung widerlegt wurde: ſo geringfuͤgig iſt ſeine Beſchreibung, und gerade das Weſentliche in derſelben fehlt. Das gegliederte Pericarpium iſt ein ſo weſentlicher Charakter, daß ich gar nicht einſehen kann, wie unſere Botaniſten dazu kamen, den richti⸗ gen Gattungs⸗ Charakter von Tournefort zu verlaſ⸗ ſen, und den elenden yon Linne nachzuſchreiben. Adanſ. II. 424. behielt zwar Tourneforts Namen bei, entſtellte aber den Charakter. Silique! cylindr. articul. I. rang! de 2.— 8. loges! Scop. Introd. n. 1443. DonmisrA. Pericarpium elongatum , compofitum, roſtratum, articulatum : articulis fe- parabilibus, monofpermis! Die Beſchreibung herr= lich, aber ich ſehe nicht ein, warum man Tourne⸗

mit Periearpien unbeſtimmter Gefaͤcher. 41

forts Namen ausmerzen ſoll, da Zournefort im Grun⸗

de das naͤmliche ſchon vor 100 Jahren ſagte. Mo-

nofpermum iſt nur nach den zeitigen Pericarpien wahr.

Juſſieu Gen. Pl. 138. vereinigt dieſe Gattung mit Raphanus, und ſezt bei: Siliqua 1. locularis in Raphaniſtro T. Raphanus hingegen giebt er eine ſiliquam teretem articulatam. Welche Fehler!

V. Kreuzbluͤthen mit Pericarpien, deren Gefache unordentlich und unbeſtimmt ſind.

RAPHANUS. Tournef. Alle vier Blumendeckblaͤtter unten etwas herunterhaͤngend, oben geſchloſſen. Coniſch anlaufendes Pericarpium, deſſen Gefache oft eine Scheidewand zu haben ſcheinen, im Grunde aber durch mannigfaltig ſich durchkreuzendes ſchwammichtes Gewebe in Gefache mancherlei Groͤſſe, und ohne alle Ordnung ſich zertheilen. RAPHANus fativns. Linne in Gen. Pl. Ed. Schreb. n. 1098. ſagt Obf. Raphanus T. Fructus ſpongioſus, bilocularis, non dehiſcens. Raphanifirnm T. Fructus articularis, diſcedens fecundum articulos. So kann man die meiſten Gattungen in wenige vereinigen, und . ſagen Sinapi T. Perianthium tetraphyllum, pa- tens. Raphanus 7. Perianthium tetraphylium, fuperne connivens. Keicher in feinen wild:

8 C 5

42 Kreuzbluͤthen

wachſenden pflanzen um Danzig S. 237. gab dieſen Charakter an, um Raphaniſtrum und Sinapi, unter welchen S. arvenſe dem erſtern ſehr gleichen ſoll, in der Bluͤthe ſchnell zu unterſcheiden. Dergleichen Obſervationes verbeſſern den fehlerhaften Charakter gar nicht. Syſt. Vegetab. XIV. 582. Raphanus. Siliqua articulata. Ib. 603. Siligna toroſa, ſub- articulata teres. Wie widerſprechend in einem Un⸗ terſchiede von wenig Seiten. Der erſte Gattungs⸗ Charakter paßt nicht auf Raphanus ſativus. Und was ſoll das heiſſen toroſa und teres? und wo iſt bei Raphanus fativus filiqua! ſubarticulata? Adan⸗ ſon II. 424. giebt das Pericarpium, das er immer nach ſeiner fehlerhaften Art bei den Kreuzbluͤthen Schote nennt, ſehr mittelmäßig an. L. de Juſſieu G. Pl.

138. Siliqua! teres articulata, articulis ventrico- fis, torofa. Iſt es nicht eine Schande, von einer fo gemeinen Pflanze einen ſo ſchlechten Charakter anzu— geben.

Scop. Introd. n. 1444. Pericarpium elongatum teres! roſtratum! craſſum, multiloculare, intus ſpongioſum. Noch von allen der beßte.

Man vergleiche hiemit, was ich oben bei Rapha- niftrum gejagt habe. $. 2. Kreuzbluͤthen mit Pericarpien und unter diefen

ſizenden Schoͤtchen.

SCHRANKIA. (Tab. I. fig. 10.)

Gedoppelte §rucht; eine ſenkrecht über der andern. Die unterſte iſt ein Schoͤtchen in

mit Pericarpien und Schoͤtchen. 43

Geſtalt eines Cylinders, mit zwei abſprin⸗ genden Schaalen, einer fenfterertigen Scheidewand, und einem einzigen Saa- men. Die oben daruber ſizende iſt ein ein⸗ faͤcherichtes Pericarpium, ebenfalls mit einem Saamen.

Vier Blaͤttlein der Blumendecke, von denen zwei wegen zwei ſehr groſſen halbcirkelfoͤrmigen, auſſerhalb den zwei Paar langen Staubfaͤden hervorragenden Glandeln ſehr klaffen. In der Bluͤthe ſcheint die Frucht einen Fruchtſtiel zu has ben, der aber nach gaͤnzlicher Zeitigung als ein Schoͤtchen erſcheint. Sehr langer Griffel, mit einer kopfartigen Narbe.

Die zwei abſpringenden Schaalen des Schoͤt— chens haben obenher eine halbcirkelfoͤrmige Aus⸗ buͤgung oder Aushoͤhlung. Innerhalb den Schen— keln der fenfterartigen Scheidewand ſtehet ein Saamen mitten inne, und oben ſind dieſe Schen— kel mit dem Pericarpium verwachſen. Das Pe⸗ ricarpium ſteht alſo durch die Verwachſung feſt auf, und ruht zugleich in den Aushoͤhlungen der beiden Schaalen. Am beßten kann man dieſen Bau an der Pflanze ſelbſt beobachten. Denn bei abgenommenen Fruchtgehaͤuſen gehen die Schen— kel der Scheidewand gewoͤhnlich zu Grunde. Die

al Kreuzbluͤthen

geſchloſſene Saamenkapſel iſt ovalartig, mit Hoͤ⸗ ckern aͤuſſerlich beſezt, von Baue nußartig, und enthaͤlt ebenfalls, wie das Schoͤtchen, nur einen einzigen Saamen. ScHRANKIA rs goſa. Myagrum rugofum. L. Gewiß iſt die Vereinigung eines Schoͤtleins mit einem Pericarpio aͤuſſerſt merkwürdig; und dieſer merkwuͤr⸗ dige Charakter verdient durch eine eigene aufgeſtellte Gattung verewigt zu werden, um den wahren Gang der Natur genau kennen zu lernen. Von Haller hat in Hiſtoria Stirp. Indig. I. 225. n. 524. 525. 526. 527. Pflanzen-Gattungen Sili- qua! irregulari geſammlet. Unter dieſen befindet mein Myagrum perfelatum. Daß dieſe Halleri⸗ ſche Art ein pericarpiam quadriloculare, und keine Schoͤtchen habe, habe id) oben bewieſen. Denn führt er n. 525. Myagrum perenne L. ſiliculae, articu- lo primo ſtricto, altero globofo , ſtriato an, und fügt bei: in utroque loculo ſemen unicum. Ich kenne dieſe nicht, kann alſo nicht ſagen, ob dieſe Art zu der Schrankia gehöre, oder ob fie eine eigene Gat⸗ tung ſey. So viel ſcheint ſicher zu ſeyn, daß keine Schoͤtchen da find. Kapiſtrum hat, wie ich oben angefuͤhrt, einen Fruchtſtiel, der ſich obenher etwas kugelartig verdickt, und daſelbſt in ſeinem unzeitigen Zuſtande eine Höhle hat. Und da wir bei Myagrum ſehen, daß es pericarpia quadrilocularia giebt, wo zu allen Zeiten nur der mittelſte loculus einen Saa⸗

mit Huͤlſen. 45 men enthaͤlt: ſo ſehen wir, wie die Natur durch die feinſten Charaktere die Graͤnzen jener Pflanzen abgeſteckt, die im Ganzen genommen, eine ſo groſſe Aehnlichkeit unter ſich zu haben ſcheinen, und es iſt mir daher ſehr wahrſcheinlich, daß es auch derglei— chen pericarpia articulata geben Tonne. Die fernern kritiſchen Bemerkungen folgen weiter unten.

$. 3. Kreuzbluͤthen mit Huͤlſen.

RICOTIA. (Tab. II. fig. 24.) Kreuzblumen mit Zuͤlſen. Blumendecke mit zwei ſackfoͤrmigen Verlaͤngerungen.

Die vierblätterichte Blumendecke ſteht feſt an einander gelehnt, zwei Blaͤttlein von dieſer haben unten eine ſackfoͤrmige Verlaͤngerung, wie Jondraba. Die zwei kuͤrzern Staubfaͤden, die bei ihnen ſtehen, haben bei ihrem Anfange eine halbeirkelfoͤrmige Buͤgung, dieſe Buͤgung ſtickt in der ſackfoͤrmigen Verlaͤngerung, worauf ſie gerad in die Hoͤhe ſteigen. Die vier Blumenblaͤt⸗ ter haben einen rinnenfoͤrmig ausgehoͤhlten lan⸗ gen, aber ſchmalen Nagel, erweitern ſich uͤber demſelben herzfoͤrmig mit einem tiefen Einſchnit⸗ te, und ſind da ausgebreitet. Alles dieſes iſt bei einer bald abgebluͤthen Bluͤthe am leichteſten zu entdecken, da vorher wegen vieler ſchleimichter Feuchtigkeit alles zu feſt an einander ſteht und

46 Kreuzbluͤthen

klebt. Auf dem ſchmal oval platten Fruchtkno⸗ ten ſizt auf einem kleinen Griffel eine groffe ova⸗ le, ſpizig zulaufende, oben gefpaltene Narbe, welche Spalte in der Folge, wenn die Huͤlſen anwachſen, deutlicher wird. Wenn die Frucht halbzeitig iſt, und man dann eine mit Vorſicht Öffnet, findet man zu Zeiten der Laͤnge nach eine aͤuſſerſt duͤnne Mittelwand dieſelbe zum Theile durchſtreichen, die uͤberall feſt angewachſen iſt, einen Saamen einſchließt, bei der Zeitigung aber gewoͤhnlich verſchwindet. In dieſem unzeitigen Zuſtaude hatte fie alſo ein geſchloſſenes Ge⸗ fach. Die beiden Schaalen der Huͤlſen ſpringen nur in ſehr heiſſer Witterung von einander, ſind aber zu keiner Zeit mit einander verwachſen, fons dern trennen ſich ganz leicht, und die ſcheinbare Verbindung ruͤhrt nur von der ſchleimichten Feuchtigkeit her, die mit der Zeitigung auftrock— net, und die Schaalen zuſammenpappt. Breit⸗ gedruckter, am Rande runder und gefluͤgelter Saame. Rıcorıa argiptiaca. Ich finde dieſe Pflanze zuerſt in dem geſchriebenen Catalog des Koͤn. pariſer botanifchen Gartens, den Herr B. de Juſſieu noch verfertigt hat, als Lunaria aegiptiaca, Naſturtii folio, flore purpureo ange- zeigt. Hierauf brachte fie Linne (warum, das konn⸗

mit Huͤlſen. 47

te nur er wiſſen, denn in der Pflanze ſelbſt trift man keine Gruͤnde dazu an) zu Cardaminde. Adanſon bildete ſie zuerſt zu einer eigenen Gattung, die er Scopolia nennte. Famill. des Pl. II. 419. Gleich nach dieſer Entdeckung nimmt fie Linne vou Carda- minde wieder weg, erkennt ſie als eigene Gattung, ändert aber den Namen Scopolia in Ricotia. O! des Mannes, der nur allein glaͤnzen, und niemand neben ſich leiden wollte, und dem hiezu das Namen— veraͤndern fo behilflich war. B. de Jufäeu hatte ganz recht, ſie zur Lunaria zu bringen, da ihre Bluͤthen ſo aͤhnlich mit einander ſind, und ihm wahrſcheinlich die Frucht unbekannt geblieben war. Aber ungeach— tet Adanſon eine eigene Gattung aus dieſer Pflanze machte: ſo findet man doch nicht einen einzigen Cha— rakter von Bedeutung bei ihm, ſeine Scopolia und Lunaria T. zu unterſcheiden. Aber noch ſchlimmer bei Linne, der gar den Charakter der Ricotia ver— faͤlſchte, um einen Unterſchied zu erzwingen, der ihm doch leicht geweſen wäre, wenn er feine eigene Ter- minologie und Philofophia botanica verftanden, die man bisher zum hoͤchſten Nachtheile der Kräuter: kunde ſo ſehr erhob. Er verfaͤlſchte den Charakter,

indem er den calicem Ricotiae anderſter angiebt, der doch der naͤmliche von Lunaria iſt; die corollam abaͤndert, die doch eben wie die andern Bluͤthenthei— le mit Lunaria ſo uͤbereinkommen, daß es mir un⸗ möglich geſchienen, zwiſchen Zunaria und Ricotia in dieſen Bluͤthentheilen einen wahren abſtechenden Charakter zu entdecken. Scopoli Introd. n. 1455.

1

48

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Kreuzbluͤthen

vereinigt Tuuaria und Ricotia wieder: zum auffal⸗

lenden Beweiſe, daß er die Pftanzen nie geſehen; bei den Schrififteilern Gattungs-Charaktere ſuchte, und nicht fand. L. de Juſſieu Gen. Pl. 239. kannte die Pflanze auch nicht, denn er ſchrieb Linne nach. Der Hauptunterſchied zwiſchen Zunaria und Rico- tia iſt, daß Lunaria wahre Schoten, Ricotia Huͤl⸗ ſen hat.

Noch muß ich die Anbeter des Linneiſchen Sernals Syſtemes darauf aufmerkſam machen, daß Linne ſeine Abtheilung Tetradynamia ſiliculoſa mit Luna- ria ſchließt, und die Siliquoſa mit Ricotia eröffnet, Freilich iſt die Frucht der Lunaria ungleich viel groͤſ⸗ fer, als jene der Riootia. Aber was bekuͤmmert dies Linné, flat pro ratione voluntas. Auch hierin folgt ihm der geſchmeidige Schreber und Hr. L. de Juſſieu.

Daß Ricotia bei unzeitigen, aͤuſſerſt felten bei zei⸗ tigen Huͤlſen ein gef ſchloſſenes Gefach mit einem Saamen habe, hoffe ich, wird keinen gruͤndlichen Bo⸗ taniker irre machen. Denn wem iſt 1) unbekannt, daß es Huͤlſen mit Gefachen giebt, und denn muß 2) bei einer Schote oder Schoͤtchen eine freie Schei⸗ dewand, und zwei abſpringenden Schaalen da ſeyn. Und wo iſt nur von allem dieſem eine Spur bet

- Ricotia?

Da ſchon fo viele Pflanzen den Namen Scopolia erhalten: ſo habe ich, um Verwirrung zu vermei⸗ den, Ricotia auch angenommen, da es ſonſt meine Gewohnheit iſt, den Namen jenes Verfaſſers beizus halten, der die Gattung zuerſt benennt hat.

§. 4. Kreuz⸗

| mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen. 49 $, 4. Kreuzbluͤthen mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen. VELLA. L. Vorleſ. IV. n. 494. (Tab. II.

fig. 25.) Breitlichter, loͤffelartig ausgehoͤhlter Grif⸗ fel, mit auffizender kegelfoͤrmiger Narbe. KAugelrunde rindenartige Sleiſchhoͤhle, mit ſtehen bleibendem ſich verhoͤlzerndem Grif⸗ fel, inwendig durch die vom Griffel her⸗ ablaufende Scheidewand in zwei Gefache getheilt. |

Die vier Blaͤttlein der Blumendecke find lang, aufrecht, linienartig, und ſtehen in Rohr⸗ geſtalt beiſammen. Die vier Blaͤttlein der Blus me haben lange Naͤgel, und der obere breitere Theil (lamen) iſt beinah geſtreckt, am Umkreiſe oval, mit gelben Streifen. Der breite Griffel iſt von Baue feſt, aber doch duͤnn, am Umkreiſe oval, auf der einen Seite etwas ausgehoͤhlt, auf der andern etwas gewoͤlbt. Die rindenartige Fleiſchhoͤhle iſt in den Vorleſungen IV. n. 491 genau beſchrieben. VELLA annua. L.

Linn. Gen. Plant, in qualib. edit. Stylus conicus.

Stigma fimplex. Iſt ein Beweis, daß er die Bluͤ⸗

the nie gepruͤft. Diſſepimentum filicula! duplo

major. Es kann ja nirgends eine Scheidewand ſeyn,

wo nichts abzutheilen iſt, folglich iſt es gar nicht

pfl. Gattungen, 1, Heſt. D

50 Kreuzbluͤthen

philoſophiſch, ein diffepimentum extra filiculam an- zugeben. Eben dieſer Theil iſt der verhoͤlzerte Griffel. Die Scheidewand iſt den meiſten Scheidewaͤnden der Früchte der Kreuzblumen aͤhnlich, nämlich innerhalb dem Cirkel angeſpannt, fein und durchſichtig. Die übrigen Bemerkungen ſ. Phil. Bot. J. S. 193, nur iſt hier zu merken, daß durch ein Verſehen jene Stelle zu Vella gekommen, die zu Anaſtatica ge⸗ hört, nämlich daß jeder loculus noch mit einer wa- gerechten Scheidewand abgetheilt ſey. Adanſon II. 421. und Scopoli n. 1468. haben den Griffel mit jener Veraͤnderung, die er in der Folge erleidet, rich— tig angegeben. L. de Juſſieu Gen. Pl. 24 l. Linne geradezu abgeſchrieben.

ANASTATICA.L. Vorleſ. IV. n. 495. (Tab. II. fig. 26.)

Rindenartige sleiſchhoͤhle, die ſich durch

die Kunift in zwei Schaalen, und die Schei⸗

de wand theilen läßt.

An der Scheidewand iſt zu bemerken, 1) daß ſie auf beiden Seiten ringfoͤrmige Fortſezungen hat, welche mit den Schaalen gemeinſchaftlich die Hoͤhlen bilden, in welchen die Saamen liegen. 2) Steht an dieſen Gegenſtuͤcken oder ringfoͤr⸗ migen Fortſezungen der Scheidewand unten eine hölzerne Stachel, die ſich über die Schaalen über: buͤgt. 3) Iſt der ſich verhoͤlzernde Griffel oben

mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen. 51

daruͤber. An den Schaalen bemerkt man 1) eine wagerechte Zwergwand, die die Hoͤhlung jeder Schaale in die obere und untere Hoͤhle abtheilt, dann 2) die Verlaͤngerung derſelben von auſſen, die eine ausgehoͤhlte Schaale iſt ANASTATTCA hierochuntica. Jacꝗ. Hort. Vindeb. I. Tab. 58. Meine Bemerkungen ſ. Phil. Bot. I. 193. Adanſ. Famill.. II. 421. Hierochontis. Silique! ovoide en deux Cornes en cuilleron. Iſt eben ſo fehler⸗ und mangelhaft, als Linnes feine. Juſſieu Gen. Pl. 241. Silicula! loculis monofpermis! breviſſima, valvularum diſſepimento longiorum apice obliqua- tim truncato, inde ſupra retuſa, aut inſtar fiſſi pedis centro depreſſa. Linnè mit veraͤnderten Wor⸗ ten ſo nachgeſchrieben, daß die Beſchreibung der Frucht, ſtatt deutlicher, noch unverſtaͤndlicher wird, von dem eigentlichen Baue aber eben ſo wenig, als ſeine Vorgaͤnger angiebt, weil die Herren nur die Buͤcher, ſelten die Natur ſtudiren. HIEROCHONTIS. | Schnabelfoͤrmig gebogener glatter Griffel, mit einer zweiſpaltigen Narbe. Rinden⸗ artige, feſt verwachſene Sleiſchhoͤhle, von kugelfoͤrmiger Geſtalt, mit einem geboge⸗ nem Schnabel, der in der Bluͤthe Griffel War. D 2

52 Kreuzbluͤthen

HIEROCHONTIS carniolica. Myagrum roftratum. Scop. Flor. carn. II. n. 797. Tab. 35.

Anaſtatica fyriaca. L. Jacq. Fl. Auſtr. Tab. 6. Mit meinen Fruͤchten war ich dies Jahr ungluͤcklich, indem fie mir, während ich daran zergliederte, ges fallen find, und verlohren giengen, ich überhaupt auch nur wenige gehabt habe. Meine Gruͤnde, eine eigene Gattung daraus zu bilden, will ich daher ein andermal vorlegen. Indeſſen, da hier ſo viel auf die Bildung der Frucht ankoͤmmt: ſo lehrt ſchon der Augenſchein, daß ſie von Anaſtatica L. getrennt wer⸗ den muͤſſe. Nach Scopoli fie zu Myagrum, das aber von Myagrum L. ſehr verſchieden iſt, zu brin⸗ gen, kann ich gar nicht billigen, wie die Verſchieden⸗ heit ſeiner untergeordneten Arten und ihrer Fruͤchte am beßten beweiſt. La Marck und Juſſieu G. Pl. 241. bringen ſie eben fo fehlerhaft zu Myagrum. -

§. 5. Kreuzbluͤthen mit Steinfrüchten. BUNIAS. Vorleſ. IV. n. 496. 497. (Tab. J.

fig. 8.) | Zweifaͤcherichte rindenartige Steinfrucht, mit einer ſteinernen Scheidewand. Bluͤ⸗ then, wie ſonſt bei den Kreuzbluͤthen uͤb⸗ lich. Die Blumendecke beſteht aus vier ſehr aus⸗ gebreitet ſtehenden, ovalartig gebildeten Blaͤtt— leinen. Lange Blumen⸗Naͤgel, an der Ausbrei⸗

mit Steinfruͤchten. 53

tung oval, oben abgeſtuͤmpft, oder gar ſanft ge⸗ kerbt. Sechs Staubfaͤden, ohne Ausnahme, wie bei Kreuzbluͤthen gewoͤhnlich. Kaum merklicher Griffel, aber eine kopfigte Narbe. Die Stein⸗ frucht habe ich Vorleſ. IV. n. 496 und 497 ge⸗ nau beſchrieben. 1. Bunsas orientalis. L. Die Blumendecke iſt gewoͤhnlich gelblicht. Elliptiſch geformte Steinfrucht, mit ſchief laufender ſteinerner Scheidewand. 2. Bux lAs aegigtiaca. L. Jacq. Hort. Vindeb. II. Tab. 145. Die Blumendecke und Faͤden der Staubfaͤ⸗ den gewoͤhnlich gruͤn. Hoͤckericht-kantichte Steinfrucht, mit ſenkrechter ſteinerner Scheidewand. Mir iſt es unbegreiflich, wie es wahren Botanikern nur in den Sinn kommen kann, dieſe Arten mit Bu- nias balearia L. (ſ. unten Succowia) zu verglei⸗ chen, oder den Unterſchied zwiſchen dieſen aufzufu- chen, da ſie weder im Aeuſſerlichen etwas beſonders aͤhnlendes haben, in den Fruͤchten aber himmelweit verſchieden ſind. Aber dies ſind die Folgen, wenn man ſtatt zu zergliedern nur nachſchreibt, Charakte⸗ re aufſuchen will, wo keine ſind, und von lauter Blindheit die wahren nicht auffindet. Wee noͤthig iſt es alſo, aͤchte Gattungen zu bilden, da} ohne dieſe die Beſtimmungen der Arten ſo ungewiß, ſchwankend,

D 3

54

Kreuzbluͤthen mit Steinfruͤchten.

ja gar oft falſch find. Daß die hier fo beſtimmte Bu- nias (ja nicht Bunias anderer Botaniſten) eine wah⸗ re drupam habe, davon bin ich durch die Erfahrung hinlaͤnglich belehrt. Denn bei unzeitigen Fruͤchten habe ich das Hoͤckerichte weggenommen, und gefun— den, daß ſie theils fleiſchicht, theils rindenartig war; unter dieſer Maſſe habe ich aber jedesmals einen wahren Stein entdeckt. In der Folge verhaͤrtet ſich das Fleiſchartige des Ueberzuges ebenfalls, und wird hart und lederartig.

Lange war ich im Zweifel, ob meine VocxIIA nicht mit Bunras in ein kuͤnſtliches Geſchlecht vers einigt werden ſollte, bis die genaue Pruͤfung der un— zeitigen und zeitigen Fruͤchte beider Gattungen mich überzeugt haben. Vocerıa hat nur ein pericar- pium, und keine drupam. Dann iſt bei Buxras nicht allem ein wahrer Stein, ſondern auch eine ſteinerne Mittelwand, wie in andern drupis locu- lamentoſis gebraͤuchlich ift. VockLIA hingegen hat ein pericarpium mit einer dünnen haͤutigen Schei⸗ dewand. Dieſer Charakter, den ich oben ſchon er— laͤutert, und der bei Pflanzen von ſo entſchiedener Aehnlichkeit von aͤuſſerſter Wichtigkeit iſt, mag auch die Haupturſache ſeyn, warum bei VoGELIA fo oft nur ein Saame reift, da bei Bunzas ſelten die zwei Saamen fehlen. Denn die ſteinerne Scheidewand bei Buntas ſezt dem ſtaͤrker anwachſenden Saamen des einen Gefaches ſeine beſtimmten Graͤnzen, und kann er den Saamen des andern Gefaches nicht ver⸗

Allg. kritiſche Bemerk. über den erſten Abſchn. 35

draͤngen. Die zarte feine und haͤutige Scheidewand der VockLIA kann dies nicht leiſten, daher der fruͤ— her befruchtete, oder ſtaͤrker wachſende Saamen ſei⸗ nen Nachbar unterdruͤckt, und beinah ganz vertilgt.

Mehrere kritiſche Bemerkungen werden bei Succo— wia folgen.

Allgemeine kritiſche Bemerkungen uͤber den erſten Abjchnitt.

Man hat es mir immer zum Vorwurfe ge— macht, daß ich des Ritters von Rinne Termino— logie ſo ſehr herabgeſezt, und fuͤr eine wahre Hinderniß zur Erlernung der Wiſſenſchaft ſelbſt erklaͤrt habe. Die Folge dieſer Vorwuͤrfe war, daß man wenig Aufmerkſamkeit auf meine Erz innerungen gehabt hat; ja, die Compendien— Schreiber copiren dieſe Terminologie immer ge— treulich, und zwar, weil in dem Verhaͤltniſſe, wie ſich das Buͤcherſchreiben vermehrt, die wah— ren botanischen Kenntniſſe alle Tage ſeltener wer— den und ſich vermindern. Mir iſt das alles gleich— guͤltig, und ich werde meiner Beſtimmung zu— folge, den von mir gefundenen Weg der Wahr— heit getreu und ruhig fortgehen, und es mir gar nicht angelegen ſeyn laffen, ob ich dem oder je— nem Wehe zu thun genoͤthiget bin. Warum wol— len ſie die Wahrheit untergraben, und durch ihr

5 D 4

56 Aligemeine kritiſche Bemerkungen

uͤbel uͤberdachtes Zudringen der Wiſſenſchaft ſchlechterdings nachtheilig ſeyn? Denn wer ſich der Wahrheit mit Gewalt widerſezen will, hat ein uͤbles Amt uͤbernommen, und uͤber lang oder kurz wird er in ſeiner Bloͤße recht armſelig da ſtehen.

Was nuͤzt mich eine Sprache, die ich nicht reden kann? Linne erfand eine ſolche, und we⸗ der er noch andere konnten, noch koͤnnen ſolche ſprechen. Im Grunde iſt alſo ſeine botaniſche Sprache eine wahre Kinderei, und das muͤſſen noch rechte botaniſche Kinder ſeyn, die einen ſo hohen Werth darauf ſezen moͤgen. In meiner philoſophiſchen Botanik I Heft, S. 113 habe ich unter andern gezeigt, daß Linné nicht wußte, was eine filiqua, und daß ſelbſt feine eigene Definition der laut redendſte Beweis ſeiner Unwiſſenheit ſey. Bei allem dem ſchrieb ihm jedermann nach; denn alles kritiſche Gefuͤhl ſcheint in der Kraͤuter⸗ lehre ganz verſchwunden zu ſeyn. Hier iſt nun bei den Tetradynamiſten ein neuer, noch auffal⸗ lenderer Beweis ſeiner wahren Unwiſſenheit, da er dieſen hier einſchlaͤgigen Gattungen ſamt und ſonders, ſeine einzige Crambe Gattung ausge⸗ nommen, filiceulas oder filiquas zuſchrieb. ſ. Schreb. Ed. 8 va. Gen. Pl. p. 434 446. Und

über den erſten Abſchnitt. 57

ein ſolcher Mann ſoll unſer botanifcher Geſezge⸗ ber ſeyn, der in den unbedeutendſten Dingen kei⸗ ne Kenntniſſe hatte? Gleichwohl folgen ihm hier⸗ in ſeine Schuͤler und Anhaͤnger blindlings bis auf den neueſten unter denſelben Herrn Hofmann in feinem botaniſchen Taſchenbuche, oder Deutſch⸗ landes Flora nach, obgleich dieſer Mann hie und da es gewagt hat, anderſter als fein Lehrer Schreber zu denken, welcher lezterer nun ſeine ſchwache Schultern dem ruinoſen Linneiſchen Sy⸗ ſteme angeboten hat, bei welcher kraftloſen Un— terſtuͤzung es dennoch zuſammenfallen muß. Aber nicht allein die Anhänger von Linne ſind ſeinem Beiſpiele gefolgt, ſelbſt diejenigen, die als ſeine Antagoniſten bekannt ſind, haben mit eben ſo wenig Philoſophie dieſen Fehler an⸗ genommen, und praktiſch ausgeuͤbt. Adanſon Famill. des Plant. II. 413. giebt von den Fruͤch⸗ ten feiner LII Famille les Cruciferes, Cruciſerae, eine ſolche Beſchreibung, daß man deutlich ſieht, daß er ſelbſt nicht wußte, was er wollte, vor⸗ zuͤglich aber, daß er keinen wahren Begriff da⸗ von hatte, was eine filiqua ſey. Und ſo ſehr er von S. 417 424 die Gattungen dem Namen nach abaͤnderte: fo behielt er doch überall den Ausdruck ſilique bei, und iſt alſo in richtiger D 5

58 Allgemeine kritiſche Bemerkungen

Beſtimmung der Fruͤchte eben ſo ſeicht und falſch, als es Linne nur immer ſeyn konnte. Cranz, der mit fo vieler Bitterkeit in dem Faſciculo I. Stirpium Auſtriacarum Linné getadelt, und den Ritter verbeſſern wollen, begieng gleichwohl den ihm gar nicht zu verzeihenden Fehler, allen ſei— nen daſelbſt angeführten Gattungen Schoten zu: zueignen, zum wahren Veweiſe, daß er mehr aus Willen und Entſchloſſenheit, als aus Gruͤn⸗ den ein Widerſacher von Linne war; eine Trieb⸗ feder, die niemals von edlem Urſprunge iſt. Selbſt bei jenen, die weder erklärte Anz haͤnger, noch erklaͤrte Feinde des Ritters von Linne waren, ſondern die nach ihrer Meinung mit aller Unbefangenheit blos der Natur gefolgt, oder wenigſtens derſelben gefolgt zu ſeyn, in dem irrigen Wahne geſtanden ſind, finde ich den naͤm⸗ lichen unverzeihlichen Fehler; naͤmlich daß fie den Kreuzbluͤthen Schoten angedichtet haben. Hier nenne ich den allerneueſten, den Herr Lau⸗ renz von Juſſieu, der in ſeinem Werke Genera Plantarum ſecundum Ordines naturales diſpo- fita pag. 237. eine Beſchreibung der Frucht von den Kreuzbluͤthen giebt, die eben fo ſeicht und unwahr, als jene von Adanſon iſt. Den darauf felgenden Gattungen eignet er überall filiquas

über den erſten Abſchnitt. 59

oder filiculas zu, ſ. pag. 238 242, und giebt

dadurch deutlich zu erkennen, wie wenig er von dem Fruͤchten-Baue der Kreuzbluͤthen verſtehe, und wie gefaͤhrlich es fuͤr die Wiſſenſchaft ſeyn wuͤrde, auch dieſen nachzuſchreiben.

Es iſt wuͤrklich merkwuͤrdig, daß Schriftftel: ler von fo ganz verſchiedenen, ja oft entgegen ge: ſezten Charakteren hierin gleichwohl einſtimmig find, die Natur zu mißkennen, und fo viel fal- ſche Sachen als Wahrheiten anzugeben, und es waͤre allerdings unerklaͤrbar, wenn ſie nicht alle darin einſtimmig geweſen waͤren, daß es wuͤrk— lich ein natuͤrliches Pflanzen-Syſtem gaͤbe. Die⸗ ſe Hypotheſe, die blos dem Alterthume ihr An⸗ ſehen zu verdanken hat, und beinah der einzige Wunſch aller Kraͤuterkenner iſt, hat einen ſo maͤchtigen Einfluß auf unſere Beobachter gehabt, daß ſie dieſer Hypotheſe zu gefallen die Natur lieber entſtellen, als daß ſie es wagen ſollten, durch nackende Darſtellung der Wahrheit, die Bloͤßen derſelben aufzudecken, und ſie dadurch nach und nach zu entkraͤften. Meine Gedanken hieruͤber ſind aus dem zweiten Hefte der philoſo— phiſchen Botanik bekannt, auf welches ich meine Leſer verweiſe.

Indeſſen ſind die Folgen aller dieſer ſo allge—

60 Allgemeine kritiſche Anmerkungen

mein angenommener Fehler von den groͤßten Folgen. In der philoſophiſchen Botanik J. 116 habe ich ſchon gezeigt, daß Herr Pollich in ſeiner Flora Palatina in der XV und XVII Claſſe bald ſiliqua, bald legumen gebraucht hat, und alſo den ſo wichtigen und auffallenden Unterſchied zwi⸗ ſchen einer Schote und einer Huͤlſe nicht gekannt habe. Wenn Maͤnner von ſo entſchiedenem Wer⸗ the dergleichen undverzeihliche Fehler begehen, denn wird man doch endlich zu glauben anfangen, daß die zeither ſo geprieſene Terminologie des Ritters von Linne nichts tauge, und das Scepti- cismus eine groſſe Tugend bei einem Kraͤuter⸗ lehrer ſey, weil dieſer ihn noͤthigt, in der Natur ſelbſt der Wahrheit nachzuſpuͤren, und ſich nicht mehr ſo blindlings der Autoritaͤt in die Arme zu werfen, und ſollte - ſie auch ſchon von langer Zeit her ihren Deſpotismus ausgeuͤbt haben.

Zum Schluſſe will ich noch einige beruͤhmte Deutſche anführen. A. v. Haller in Hiſt. Stirp. Ind. Helv. hat zwar hie und da der Fruͤchte we⸗ gen unterdrückte Gattungen hergeſtellt, z. B. Coronopus, Rapifirum, u. a. Aber 1) benennt er die Früchte nicht, ſondern begnuͤgt ſich mit dem allgemeinen W Sorte fructus. 2) Begreift er fie

1

ſaͤmtlich unter den hligqnofis und filiculofis. Die

über den erſten Abſchnitt. 61

ſilicaloſas theilt er abermals ab, a) S. ſepto ad ad valvas parallelo. b) S. gemellae. c) S. bi- loculares, ſepto ad valvas normali. d) S. uni- loculares. e) S. irregulares. Schon dieſe kur⸗ ze Ueberſicht zeigt, daß er die Umhuͤllungen der Saamen von Kreuzbluͤthen nicht gekannt.

Gleditſch hat in Syſt. Pl. einen lobenswuͤrdi⸗ gen Plan vorgelegt, der aber, weil er Linnes Gat— tungen nachſchrieb, ein bloßes Projekt geblieben. Bei den Kreuzbluͤthen folgte er durchaus Linne.

Herrn Scopoli allein muß ich die Gerechtig⸗ keit widerfahren laſſen, daß er der einzige war, der ſich der Wahrheit am mehreſten genaͤhert, und in den mehrern Fällen die Früchte beſſer bes ſchrieben, als feine Vorgaͤnger und Nachfolger, Deßwegen war er auch den beſtaͤndigen Verfol⸗ gungen des Linneiſchen Clubs ausgeſezt, und erſt am Abend ſeines Lebens beugte er ſeinen Nacken unter dieſe tyranniſche Verfolger, um ſich noch ei— nigermaßen mit feinen Gluͤcksumſtaͤnden beſchaͤf⸗ tigen zu koͤnnen. Die Folge hievon war, daß ſeine leztern Werke gegen die vorhergehenden einen ſonderbaren Contraſt machen, immer aber ſehr ſchaͤzbare Werke find, weil Denken und Sklaverei ſich nie ganz vereinigen laſſen. Friede ſey mit ſeiner Aſche.

Kreuzbluͤthen

II Abſchnitt. Kreuzbluͤthen mit Schoͤtchen.

F. 1. Mit aufgeblaſenen Schoͤtchen.

+

er

+

„a

$

I. Mit cirkelrunden Scheidewaͤnden. ALYSSOIDES, SUCCOWIA,

II. Mit herzfoͤrmigen Scheidewänden. CAmELına.

III. Mit elliptiſchen Scheidewaͤnden. CocHLEARIA,

IV. Mit ovalen Scheidewaͤnden. KERN ERA.

„Mit cirkelrunden und platten Schoͤtchen, und

runden Scheidewaͤnden. Abysk TON.

3. Mit ovalen und ſchwach gewoͤlbten Schoͤtchen,

und ovalen Scheidewaͤnden. ALvsson.

3. Schoͤtchen mit kahnfoͤrmig ausgehoͤhlten Schalen,

und elliptiſchen Scheidewaͤnden. 1. Mit, auf der kahnfoͤrmigen Kante, rund herum gefluͤgelten Schaalen.

1. Mit Schaalen, die auf der ganzen Kante durchaus gleich gefluͤgelt ſind. TAHLASPI. IBERIS.

2. Mit Schaalen, die auf dem obern Theile der Kante am ſtaͤrkſten gefluͤgelt find, Nasrun- Tıum. NASTURTIOIDES.

II. Mit ungeflügelten Schaalen.

I. ovalartig gebildete Schaalen. NASTURTIO-

2. elliptiſch auslaufende Schaalen. LX PID TUN.

III. Mit Schaalen, deren obere Spizen in Fluͤgel auslaufen. CAPSELLA.

mit aufgeblaſenen Schoͤtchen. 63

F. 1. Mit aufgeblafenen Schoͤtchen, und 1. cirkelrunden Scheidewaͤnden.

‚ALYSSOIDES. Tournef. (Tab. I. fig. 17.)

Die Scheidewand iſt groß, meiſt rundlicht, die beiden abſpringenden Schaalen ausge⸗ hoͤhlt, halbkugelfoͤrmig, etwas hornartig, und auf ihren Flaͤchen glatt abgeruͤndet. Die Saamen ſind gefluͤgelt. I. ALYSSOIDES ſinuatum. Eruca peregrina. Cluſ. II. 134. Alyſſum ſinuatum. L. Klaffende Blumendecke. Die Naͤgel der Blu— me ſo lang als dieſe; ihre Erweiterung bei— nah eben ſo lang, und tief eingeſchnitten. Sechs Staubfaͤden, von denen die zwei kuͤr— zern eine ſtrebpfeilfoͤrmige Verlaͤngerung un— ten und gegen den Fruchtknoten zugekehrt haben, bie vier laͤngern aber gleich ſind. 2. ALYSSoIDES gemovenſe. Alyſſum gemovenſe. L. 3. ALYSSOIDES leucoifolium. Alyſſum utriculatum. L. Ich habe es in dem Sommer 1791 uͤberſehen, die Bluͤthen dieſer beiden Arten zu beobachten, kann al— fo über dieſelben meine Bemerkungen und critifche Anmerkungen nicht beifügen: welches ich ein ander— mal nachholen werde. Nur muß ich erinnern, daß

64 Kreuzbluͤthen

ich vor dem Tournefortiſchen Namen keinen ſolchen Abſcheu habe, wie unſere neuere Herren Botaniſten, denen zwar alle Fehler, die in den Gattungs-Cha⸗ rakteren begangen worden, ſehr gleichguͤltig ſind, die aber zu Tod erſchroͤcken, wenn ſie einen Namen mit der Endigung oides hoͤren oder leſen. O! des geſchmackvollen Zeitalters, das ſich mit der Schaale To emſig beſchaͤftigt, und vom Kerne nichts weiß. Aber die Herren wiſſen gleichwohl ſehr gut, daß es viel leichter iſt, einen Namen abzuaͤndern, als einen wahren, ſelbſtſtaͤndigen Gattungs⸗Charakter zu ent⸗ wickeln, und zu beſtimmen.

SUCCOWIA. (Tab. I. fig. 9.)

Coniſch anlaufender, geſtreckter, ſich zu⸗ lezt verhoͤlzernder Griffel mit einer rad: foͤrmigen Narbe. Wahres Schoͤtchen, mit einer runden Scheidewand, auf jeder Sei⸗ te oben mit einem einzigen Saamen, und zwei auf beiden Seiten abſpringenden, mit Stacheln umſezten Schaalen, deren jede halbkugelfoͤrmig, und am Rande, wo ſie anſtʒen, beigezogen find.

Die Bluͤthe kommt mit den meiſten Kreuz⸗ bluͤthen, den Griffel ausgenommen, überein, der wahre Gattungs⸗ Charakter iſt alſo vorzuͤg⸗ lich in dem eigenen Baue des Schoͤtchens.

SUCCOWIA

mit aufgeblaſenen Schoͤtchen. 65

Succowıa halearica.

Bunias balearica. L. Jac. H. Vindeb. II. T. 144. Linnss Bunias Gattung gehört nun wieder unter jene, deren Angedenken man zu vernichten im Stande ſeyn ſollte, denn er vereinigt Arten, die ganz entgegen geſezte Fruktifications⸗Charaktere haben. Meine Gat⸗

tung Bunias hat Steinfruͤchte; eben ſo Zrucago, (die ich diesmal nicht beſtimmen kann, weil ich bei Zergliederung der Saamen-Umhuͤllungen alle meine Fruͤchte von ihr eingebuͤßt habe). Dieſe Succowi

aber hat wahre Schoͤtchen. Daher find Linnes Cha⸗ raktere von feiner Bunias nicht mehr, als des Aus⸗ ſtreichens werth. G. Pl. Ed. Reich. n. 887. Stylus nullus. Silicula! ... irregularis non dehifcens paßt alſo ſchlechterdings nicht auf Succoreig. Auch nicht auf meine Bunias noch Erucago, die keine ſiliculam, ſondern eine drupam haben. Allen dieſen Unſinn laͤßt Schreber ruhlig abdrucken, glaubt den⸗ noch viel gethan zu haben, daß er fie von den fili- quoſis wegnahm, und zu den ſiliculoſis brachte. Die in S pecieb. und Syſtem. Vegetab. beigebrachten Charaktere paſſen daher mit all ihrer Nichtigkeit nur auf meine Bunias und Erucago, worüber ich Phil. Botan. I. 194. n. 498. meine Teitifche Bemerkungen geliefert habe. Adanſon und Scopoli ſcheinen meine Succowia nicht gekannt, ſondern ſie als Art einer andern Gattung einverleibt zu haben. La Marck hin⸗ gegen bringt fie Encyclop. Botanig. I. 571. zu ſei⸗ ner Myagrum Gattung, welche Gattung Myagrum

pfl. Gattungen, f. Heft. 1 898

66

Kreuzbluͤthen

bei La Mark eben fo ein Ungeheuer iſt, als Myagrum L. und Bunias L.; wo es ſich alſo nicht der Mühe verlohnt, nur eine Zeile zur Widerlegung zu ſchrei⸗ ben. L. de Juſſieu Pl. G. 241. Bunias L. Erucago T. Genera huc, a Linnaeo convocata, ſunt 7. Bu- nias fructu ſphaerico rugoſo aut echinato 1. 2. loculari. I. 2. ſpermo non dehifcente. 2. Eru- cago fructu 3. gono, angulis ſcabro - cryftatis, ſu- pra infraque 2. loculari non dehifcente, loculis quatuor 1. fpermis. 3. Cakile fructu lanceolato, 2. articulato, articulo utroque r. ſpermo. Bu- niam & Erucaginem Myagro adjecit La Marck in- tacto Cakile. An potius triplex fervandum genus? Sieht man nicht deutlich hieraus, daß Juſſieu zu verzagt war, feiner beſſeren Kenntniß zu folgen, viel⸗ leicht weil er wohl wußte, daß bei dem Linneiſchen Club jener nur den hoͤchſten Undank zu erwarten hat, der die Wahrheit zu fagen ſich herausnimmt. Aber der freie Mann muß ſich vor dieſer Verbruͤderung nicht fuͤrchten, und aus Liebe zur Wahrheit das Kind mit feinem Namen, naͤmlich eigenſinnige Unwiſ⸗ ſenheit nennen. Dennoch merkt man aus dieſer Stelle ganz deutlich, daß er die Succomwia nach ih⸗ rem wahren Charakter nicht gekannt, weil in der oben angeführten Stelle keine Sylbe iſt, die auf fie gedeutet werden koͤnnte.

Noch iſt merkwuͤrdig, daß aus den halbreifen Saa— men dieſer Succowia das junge Pflaͤnzchen gar leicht, wie aus dem Saamen der meiſten Windenarten kann entwickelt werden. |

mit aufgeblaſeuen Schoͤtchen. 67

$. 1. Mit aufgeblafenen Schoͤtchen, und II. herzfoͤrmigen Scheidewaͤnden.

CAMELINA. Dod. (Tab. I. fig. 11.) Aufgeblaſenes, herzfoͤrmig⸗ gebildetes Schoͤtchen, deren zwei freiwillig abfallen⸗ de Schaalen obenher eine haͤlbcylinderfoͤr⸗ mige Verlängerung haben, die in ihren Zuſammenſtellungen ein Rohr bilden, wel⸗ ches der, auf der Scheidewand auffizende Griffel durchlaͤuft.

Die Bluͤthen haben von dem gewöhnlichen Baue der Kreuzbluͤthen nichts abweichendes, und iſt von da her kein Charakter auszuheben. Jede Schaale des Schoͤtchens hat einen umlaufenden Rand, der oben in die eben beſtimmte Verlaͤn— gerung auslauft. Die Scheidewand iſt in dieſe Falze der beiden Schaalen eingefuͤgt, wodurch der umlaufende, hervorſtehende Rand des noch nicht ganz zeitigen Schoͤtchens entſteht. An bei⸗ den Seiten der Scheidewand ſtehen im Umkreiſe derſelben an jeder Seite 10 15 Saamen, je⸗ der an eigenen Faͤden an, von denen aber gar manche unbefruchtet bleiben. CAM ELINA ſativa.

Myagrum ſativum. L. Tournefort theilte Alyſſum und Alyfloides nach den Schoͤtchen und Saamen vorzuͤglich ein, Linne änderte

E 2

08

Kreuzbluͤthen

dies in der Folge ab, und gruͤndete ſeine Alyſſum Gattung auf die Zaͤhnchen, Schuppen ꝛc. der Staub⸗ faͤden. Nach dieſem Charakter konnte dieſe Camelina nicht länger bei Alyfium bleiben. Aber, daß er fie da wegnahm, und zu feiner neuen Gattung Mya-

grum brachte, dies war der größte und unverzeih⸗

lichſte Fehler, den er nur machen konnte. Seine Myagrum Gattung, die er noch dazu nach Tournef, nennt, iſt daher eine wahre Mißgeburt. In den Gen. Pl. Ed. Reich. n. 860. fo ganz gleichlautend von Schreber nachgedruckt iſt, heißt es: Nilicala... bivalvis, loculis quibus dam vacuis. Welcher Unſinn! Silicula bivalvis kann nur zwei locula bilden; wie raͤumt ſich denn quibusdam vacuis. Da muͤſſen ja mehrere locula da ſeyn, als zwei. Nun kommt Obf; Myagri T pericarpium uniloculare &c. Alyf- ſp. T. pericarpium biloculare. Welche Verwirrung! Syſt. Veg. XIV. Myagrım.Silic. valvulis concavis. Stylus perfiftens. Denn gleich darauf filicula, ſty- lo conico terminata, loculo ſubmonoſpermo. Es iſt ekelhaft, all das Zeug nur nachzuſchreiben; und es bleibt dem aͤchten philoſophiſch denkenden Kraͤu⸗ terkenner nichts anders uͤbrig, als die Linneiſche Gat⸗ tung Myagrum ganzlich auszumerzen und zu ver⸗ nichten, wenn auch ſchon Schreber, und andere ſei- ner Art, dieſe Mißgeburt in ihren Schuz nehmen wuͤrden. Ich habe bereits Vogelia, Schrankis und

Magrum T. davon abgeſondert, die ganz entſchie⸗

dene Charaktere in der Frucht haben. Eben fo vers ſchieden iſt dieſe Camelina Dod., welches wahre

mit aufgeblaſenen Schöͤtchen. 69

Schoͤtchen hat. Cranz Stirp. auſtr. Faſcic. I. 18 hat auch eine eigene Gattung daraus gemacht, aber feine Gründe hierzu find falſch. Silicula apice inte- gra, ſtylo & ſepto gaudens, ſed ftylo valvis! pro- prio. Der Griffel ruht auf dem Mittelpunkte des obern Randes ver Scheidewand, gar nicht, wie Cranz

oberflaͤchli 5 anſah auf den Schaalen. Er nahm al⸗ ſo faͤlſchlich die beiden Verlaͤngerungen der Schaalen fuͤr den on ſelbſt an, zum Beweiſe, daß er lie⸗ ber tadelte, als kalibluͤtig pruͤfte.

L. 5 Jufüen Pl. G. 241. . Zuerſt er⸗ zaͤhlt er, welche ehemalige Gattungen Linne hier ver⸗ in! b aue daß La Mark, um Linnes Ma-

. 70 euer zu machen, Anaſta- jue Duniae ſpecies, & Si- ala FH.) mit vereinigt, Myagrum faxatiie L. aber zur Cachlearia gebracht habe. Horrendum dictu! und dann führt Juſſien fort: Specierum tali cumulatione aegre definien-

gran zum wah ticam ſyriacam, pleras

Jymbris quaedam (Nad

dum genus: an potius isdem iterum collatis re- ſtituenda partim priſca genera? Mehr Ehre haͤtte L. von Juſſieu davon gehabt, wenn er dies ausge⸗ fuͤhrt, ſtatt ſolches als einen frommen Wunſch hinzu zu ſezen. $. I. Mit aufgeblaſenen Schoͤtchen, und III. elliptiſchen 1 Scheidewaͤnden.

COCHLEARIA. Tournef. (Tab. I. fig. 13.) Klaffende Blumendecke; ſonſt Bluͤthe, wie bei den Kreuzbluͤthen gewohnlich. Auf⸗

70 Kreuzbluͤthen

geblaſenes Schoͤtchen, deren Scheidewand

elliptiſch iſt, die freiwillig abſpringenden

Schaalen aufgeblaſen, daß heißt, in der

Mitte einen hervorſtehenden Buckel haben,

am Rande aber, wo fie an der Scheide⸗

wand anſtehen, etwas beige zogen, an der

Oberflaͤche aber mit hervorſtehenden, in

einander laufenden Linien geziert ſind.

I. CoeHLEARIA officinalis. L.

2. CocHLEARIA groenlandica. L.

3. CocHLEARIA longifolia. Die unterſten Blätter haben einen langen Stiel, an dem meiſtens die Blätter ſchmal auf der einen Seite anlaufen, hierauf brei— ten ſie ſich elliptiſch aus, ſind lang, groß und breit; die obern ſind ſizend, meiſtens ganz, ſelten am Rande ausgehoͤhlt. Dieſe Art iſt

ganz von Cochlearia anglica Flor. Danic.

Tab. 329 verſchieden.

4. COCHLEARIA repanda. Die unterſten Blätter geftielt, obenher oval: artig ausgebreitet, am Rande wellenfoͤrmig gebogen, gewoͤhnlich ganz, auf beiden Flaͤ⸗ chen mit einer feinen zarten Wolle bedeckt. Die obern Blaͤtter ſind amplexicaulia, ſa- gitata, repanda, und in Geſtalt eines Loͤf⸗ fels ausgehoͤhlt.

mit aufgeblafenen Schötchen. 71

Der eigentliche Charakter, den dle Schriftſteller hier zum Gegenſtande nahmen, waren die ganz eigen⸗ thuͤmliche Schaͤrfe, die die Arten dieſer Gattungen enthalten, und die gewiß ſehr wohlthaͤtig iſt. So bald man Carara, ſ. oben, abſondert: fo iſt Annes Charakter, wenigſtens auf die oben angeführten Ar— ten, erträglich. Scop. Introd. n. 1469 gehort nicht hierher, ſondern zu Carara, iſt alſo allerdings ein merkwuͤrdiger Fehler. Beſonders iſt es, daß er in feiner Flor. carniolica Ed. 2da. auch keine andere Cochlearia, als die Carara Coronopus anfuͤhrt, wor— aus erhellt, daß er das wahre Löffelfraut nicht kann⸗ te. La Marck Encycl. Botanig. II. 165 hat Linnes Cochlearia Gattung noch mehr verhunzt, da er Myagrum ſaxatile L. beifügt, worin ihm L. de Jufl. Pl. Gen. 240 beizuſtimmen ſcheint. Welche Ver⸗ wirrung wird nicht noch endlich dadurch entſtehen, daß jeder ſich bemuͤhen will, die Zahl der Gattungen zu vermindern, und die Arten aus einer Gattung in die andere wandern zu laſſen. Die unausbleibliche Folge davon iſt, daß keiner den andern mehr verſte— hen, und jeder die Pflanzen nennen wird, wie es ihm einfällt.

§. 1. Mit aufgeblafenen Schoͤtchen, und IV. ovalen

Scheidewaͤnden.

KERNERA. Die zwei kurzen Staubfaͤden bilden eine

cirkelfoͤrmige Buͤgung gegen den Frucht⸗ knoten. Die vier laͤngern ſteigen paarweis . E 4

72 Kreuzbluͤthen

in die Zoͤhe, und bügen ſich darauf mit ei⸗ ner ſtarken Krümmung jeder gegen und unter den Staubkolben der zweit kuͤrzern. Kurzer und dicker Griffel. Etwas aufge⸗ blaſenes ovales Schoͤtchen, mi harten und glatten Schaalen, und vielen Saamen auf jeder Seite der Scheidewand. KERNERARůogrodes. Myagrum faxitile. Jacq. Fl. auſtr. Tab. 128. Alyſſum myagrodes. Allioni Fl. Pedem. n. 887. Dies iſt abermals eine von den Pflanzen, die einer beſtaͤndigen Wanderung aus einer Gattung in die an⸗ dere unterworfen iſt, je nachdem ſie der Seherblick bald mehr mit dieſer, bald mehr mit einer andern Gattung verwandt zu ſeyn waͤhnte. Da ſie aber of⸗ fenbar in keine Gattung paſſen will: fo bleibt nichts anders uͤbrig, als von ihr eine eigene Gattung zu er⸗ richten, und die ganz eigenthuͤmliche Stellung der Staubfaͤden zum Gattungs = Charakter vorzüglich zu nüzen. Jacquin gab, ſ. Enum. Stirp. Videb. n. 55. p- 257, filamenta longiora bifurcata an. In Flor. auſtr. Tab. 128. Vol. II. 17 widerſprach er dieſer Beobachtung. Auch ich habe dieſe filamenta bifur- cata dies Jahr nicht geſehen. Gleichwohl finde ich Syſt. Veg. Ed. XIV. 584. dieſe ältere Beobachtung von Jacquin wiederholt. So viel iſt ſicher, wenn dieſe fllamenta longiora oft oder zu Zeiten bifurcata ſind: ſo darf man dieſen Charakter doch nicht zum

mit eirkelrunden und platten Schörhen. 73 Gattungs⸗ Charakter machen, da er ſicher unbeſtaͤn⸗ dig iſt. Ueber Linnes Myagrum Gattung, und daß man dieſe Pflanze dahin geordnet, daruͤber will ich weiter nichts mehr ſagen, da ich ſchon gezeigt, daß

Linnes Myagrum. Gattung, als ein wahres Unding ausgeſtrichen werden muͤſſe. $. 2. Mit eirkelrunden und platten Schoͤtchen, und runden Scheidewaͤnden.

ADYSETON. Adanſ. & Scop. (Tab. l. fig. 16.)

Das Schoͤtchen iſt am Umkreiſe rund, an

den Gberflaͤchen ſchwach gewoͤlbt, und bei⸗

nah platt. Die Scheidewand mit ihrem ſtehen bleibenden Griffel von gleicher Groͤſ⸗ ſe, wie die abſpringenden Schaalen. Oben an den beiden Seiten der Scheidewand ein Paar Saamen. Anyserox bidentatum. Sechs Staubfaͤden, beinah von gleicher Laͤn⸗ ge. Bei den beiden mittlern habe ich ims mer in der Halbſcheid des Fadens hieben und druͤben eine fadenartige Berläu: erung vor⸗ gefunden. Der andern vier ihre Faden wa⸗ ren auf der naͤmlichen Stelle etwas erwei⸗ tert, und manchmal wie gekerbt. Diechts und links bei den zwei ſtaminibus bidentatis waren noch kaum ſichtbare kleine Faden. Die Schoͤtchen find auf den beiden Flächen ganz E 5

74 Kreuzbluͤthen

platt, oben nicht eingeſchnitten, und die klei— nen braͤunlichten Saamen mit einem grauen Faden umloffen.

Abxsrrox /quamatum. Zwei Staubfaͤden von den ſechs haben jeder ein ovales ſchmales Blaͤttchen zur Beklei— dung, das unten aus dem filamento ſtami- nis entfpringt. Die gelblichten Saamen find mit einem weiſſen Faden umloffen.

Anvseron campeſtre? Die Staubfaden⸗Beobachtung iſt mir verloh: ren gegangen. Die rundlicht-platte Schoͤt⸗ chen ſind oben gelind eingeſchnitten, und zwar ſowohl an den abſpringenden Schaalen, als an der Scheidewand, in welchen lezterm Ein⸗ ſchnitte der ſtehen bleibende Griffel aufſteht. Zwei hellbraune, ziemlich groſſe Saamen, auf jeder Seite, jeder mit einem Faden von gleicher Farbe umloffen. Adanſon und Scopoli haben dieſe Gattung gebildet, die ich von ihnen annehme, den Charakter aber gar nicht auf die Staubfaͤden, ſondern ganz auf ihre ei⸗ gene Schoͤtchen-Geſtalt gründe. Denn mein Ad. bidentatum und Ad. ſquamatum ſind wahrſcheinlich jene, die Jacquin Fl. auſtr. Tab. 37 und Tab. 338 abgebildet. Aber die Beobachtungen an feinen Staub: faͤden treffen nicht mit den meinigen uͤberein. Dann

mit obalen und ſchwach gewoͤlbten Schoͤſchen. 75 ſind die Beobachtungen von Scopoli und Pollich hier abermals verſchieden, und durch dieſen Widerſpruch wird mir wahrſcheinlich, daß die Zähne und Schup-

mc,

pen an den Staubfaͤden mancherlei Veränderungen unterworfen, und dorther keine Charaktere zu ent— nehmen ſind.

6. 3. Mit ovalen und ſchwach gewoͤlbten Schoͤtchen, und ovalen Scheidewaͤnden.

ALYSSON. (Tab. I. fig. 15.) lumenblaͤtter, die tief eingeſchnitten ſind. Die zwei kleinere Staubfaͤden haben un⸗ ten eine ſtrebpfeilerartige gervorragung. Kleines, am Umkreiſe ovales, auf den Oberflaͤchen plaͤttes, oder doch ſehr ſchwach gewoͤlbtes Schoͤtchen, mit einem langen, ſtehen bleibenden Griffel, gleich groſſer, ovaler Scheidewand, und zwei abſprin⸗ genden Schaalen. Saamen, mit einem fa⸗ denartigen Rande umloffen. Alxssun incanum. Alyſſum incanum, fructificatione florifera corym- bofa: fructifera ſpicata. Neck. Act. Palat. Vol. II. pag. 480. Die Staubfaͤden ſind hier auf die naͤmliche Art gebaut, wie ich oben dei Alyfloides fi- nuatum angegeben. Da aber die Schoͤtchen aͤuſſerſt verſchieden find: fo ſteht man, daf

76 Kreuzblärgen

der Staubfaden als Charakter nicht kann

einzig angeſehen werden. Die Schoͤtchen ſind aͤuſſerlich ſanſt und kurzwollicht.

Die eigentlichen critiſchen Anmerkungen folgen im vierten Abschnitte Hier will ich nur bemerken, daß Linne, ſ. Syft. Pl. Ed. Reich. III. 234, filicula in- tegra angiebt. Zwar giebt es keine ſolche; hier ſprin⸗ gen aber die beiden 3 ſo deutlich ab, daß man im Herbſte an der en anze nichts mehr ſieht, als die ſtehen 1 Scheidewand mit ihrem lan⸗ glich iſt ei er ein wahres Schstchen. La Marck, ſ. Encyclop. Botaniq. II. 328. n. 12, dies Alyſſum incanum zu feiner Drapa; denn er commandirt noch gerne, wie ehemals, bald da, bald dorthin. Aber ich glaube, man thut am beßten, ſich nicht daran zu kehren, She er einen Familien⸗

Blick hat, dem ich wenigftens nicht folgen kann.

5. 3. Schoͤtchen mit kahnfoͤrmig ausgehöhlten Schaalen, und 4

elliptiſchen Scheidewaͤn

1. Mit Schaglen, die 1. auf der ganzen Kante durchaus gleich gefügeit ſind.

THLASPI. Dill. N. Plant. Gen. 123. Tab. 6. (Tab. II. fig. 18. 19.) a Bluͤthen, wie fie bei den Kreuzbluͤthen ges woͤhnlich ſind. Die beiden Schaalen ſind kahnfoͤrmig ausgehoͤhlt, und haben auf der Gegenſeite ihrer Oeffnung oder auf ih⸗ rem Rüden einen herumlaufenden Rand.

[3 seh an den

mit kahnform. Schaalen und ellipt, Scheidew. 77

giedurch entſteht ein Schoͤtchen, welches ungeachtet der ganz abgeaͤnderten Stel⸗ lung und Zuſammenfuͤgung der Scheide⸗ wand, und der beiden Schaalen, dennod am Umkreiſe rundlicht, und oben einge⸗ ſchnitten, und da der ſie umfluͤgelnde Rand auf die innere Seite gebogen iſt: ſo ſcheint das Schoͤtchen auf der einen flachen Seite ſanft gewoͤlbt, auf der andern Seite aber ſanft ausgehoͤhlt. Tarasrı Jaxaiile. Jacq. Fl. auſtr. Tab. 280 (Tab. II. fig. 10.) Thlaſpi montanum pingui folio, carneo flore, pla- na & cordata ſiliqua. Barrel. Ic. 845. Dies Schoͤtchen iſt ſehr ſtark gefluͤgelt. Dieſe Fluͤgel haben ſchief aufſteigende feine, ſich auszeichnende dickere Faſern, und der Rand dieſer Fluͤgel iſt fein gekerbt. Die Scheide: wand iſt auf der einen Seite meiſt gleich, auf der gegenuͤber ſtehenden aber elliptiſch gebildet, oben mit dem ſtehenbleibenden Grif⸗ fel geziert. Die Zahl der Saamen iſt hier auf jeder Seite der Scheidewand von 8 73 ſelten kommen aber auf jeder Seite mehr als als 1, 2 oder 3 zur Reife, die andern ver: kruͤppeln, die Faden der Saamen aber blei⸗

78 Kreuzbluͤthen

ben ſtehen. Herr Jacquin hat Unrecht, wenn er in quolibet loculamento ſemina gemina angiebt. Ich habe Schötchen geſehen, wo 14 Saamen in einem einzelnen Schoͤtchen zur Reife gekommen ſind. Aber freilich iſt dies ſelten.

TruLasrı hirtum? Gouan Obſerv. 40. n. 2? (Tab. II.

fig. 18.)

Das Schoͤtchen war feinwarzicht, die Fluͤgel pergamentartig, und wurden gegen obenzu groͤſſer. Der Griffel beinah von gleicher Hoͤ⸗ he, als das Schoͤtchen. In jedem loculo war ein Saame. Dieſer hieng an einem hervor⸗ ſtehenden Faden, der an der inwendigen Spize einer jeden Seite der Scheidewand war, her— unter, und iſt auch keine Spur da geweſen, daß mehrere Saamen da ſeyn koͤnnen. Gouan Obferv. bot. 40. n. 2. Thla/pi hirtum. Ab aliis omnibus difcreta planta foliis radi- calibus. Haec autem lanceolata, ut plu- rimum pinnatifida, ut in Zryfimo Darba- rea. Obgleich dies bei dieſer hier beſchriebe— nen Art wahr iſt: ſo bin ich doch der Mei— nun, daß meine eine eigene Art ſey, die ich Thlafpi ſecundum nennen wuͤrde. Zu einer andern Zeit werde ich ſie naͤher beſchreiben.

mit kahnfoͤrm. Schaalen und ellipt. Scheidew. 79

TRHLASPT campeſtre. L. Thlaſpi latifolium Fuchs. Tab. 306.

Das Schoͤtchen koͤmmt viel mit der vorher: gehenden uͤberein, auch iſt auf jeder Seite der Scheidewand an einem in der Spize her— unter haͤngendem Faden nur ein Saame. An den Fluͤgeln iſt ein unbetraͤchtlicher Unter— ſchied; denn auf den Seiten ſind ſie ſchwaͤ— cher, oben aber am ſtaͤrkſten gefluͤgelt, und der Griffel von gleicher Laͤnge, wie die Fluͤgel.

IBERIS. Dillen. N. Pl. Gen. p. 123. Tab. 6. (Tab. II. fig. 20. 22.)

Von den vier Blumenblaͤttern ſind zwei beinah noch einmal ſo groß, als die beiden andern. Die ſchmale laͤnglichte Scheide⸗ wand hat auf beiden Seiten herumlaufen⸗ de Sortſezungen, an welche Sortſe zungen die kahnfoͤrmig gebogenen, geflügelten Schaalen anſtzen. Ein Saamen in der Spize jeder Seite der Scheidewand mit einem eigenen Saden befeſtigt. IRERIS amara. L. (Tab. II. fig. 22.) Die Schoͤtchen ſind gefluͤgelt, oben einge— ſchnitten, ſonſt aber am Umkreiſe mehr rund⸗ licht.

80 Kreuzbluͤthen

InE RTS umbellata. L. (Tab. II. fig. 20.) Die Schalen ſind hier ſtaͤrker gefluͤgelt, und laufen jede oben in eine Spize aus. Hier iſt die Einfaſſung der Scheidewand ſehr merk⸗ wuͤrdig, die ich ſonſt bei keiner andern Art von Schoͤt⸗ chen noch bemerkt habe, und die mit den Blumen einen herrlichen Gattungs⸗ Charakter abgeben. us deſſen muß ich erinnern, daß ich hier nicht alle Ar⸗ ten, die Linne feiner Iberis Gattung einverleibt hat, hierunter begreife, weil Charaktere bei einigen ſind, die diefes nicht erlauben. Da ich meine Beobachtun⸗ gen uͤber dieſe neue Gattungen noch nicht beendigen konnte: ſo werde ich ſie ein andermal beibringen. 1. Mit Schaalen, die 2. auf dem oberm Theile der Kante am ſtaͤrkſten gefluͤgelt ſind. NASTURTIUM. Tournef. Auf den Oberflaͤchen mit platten, am Um⸗ kreiſe ovalen, oben kaum eingeſchnittenen Schoͤtchen, und kaum ſichtharen kleinen Griffel. Die kahnfoͤrmig ausgehoͤhlten Schaalen find unten ſanft, oben ſtaͤrker gefluͤgelt; die Slügel höher, als der Grif⸗ fel. Die elliptiſch gebildete Scheidewand hat in ihrer obern Spize auf jeder Seite an einem eigenen Faden einen herabhaͤn⸗ genden Saamen. I. NASTURTTIUM /ativam, Lepidium ſativum. L. 2. Naster-

it Fahnfdrm. Schaalen und ellipt, Scheidew, 81

2. NasturTıum eryfpum.

Lepidum ſativum. f;. L. Bei den unzeitigen Schoͤtchen ſind die beiden Fluͤgel der Schaalen und der Griffel ſo mit einander ver⸗ wachſen, daß man leztern kaum zu ſehen bekommt. Erſt bei der Zeirigung loͤſt ſich der Griffel ab, man ſieht dann, daß er wuͤrklich von einer ziemlichen

Groͤſſe iſt, und kann daher die Hoͤhe der Fluͤgel der

Jar! 2

NASTURTIO DES. Schoͤtchen von Maſfurtium. Die vier Blu⸗ mendeckblaͤtter find kahnartig aus gehoͤhlt. Keine Blume. Zwei Staubfäden. Kaum merklicher Griffel, mit einer koͤpfichten Narbe. NASTURTIOIDES inconſpicuum. Lepidium ruderale. L.? Ich habe weder Blume, noch mehr als zwei Staubfaͤden angetroffen. Dieſe beiden Staub⸗ faͤden ſtanden an den beiden aͤuſſerſten Enden des Fruchtknotens, trieben daſelbſt die zwei Blumendeckblaͤtter hinter ſich, fo daß dieſe klafften. Andere Schriftſteller wollen Blu⸗ men und ſechs Staubfaͤden beobachtet haben. Bei mir bleibt aber immer der Zweifel, ob ſie von der naͤmlichen Pflanze reden. pfl. Gattungen, 1, Heft, F

$2

Kreuzbluͤthen

Hier ſind nur zwei Staubfaͤden, ſo wie weiter unten Lepidium diandrum auch nur zwei Staubfaͤden hat, und ſo noch einige wenige Pflanzen mit Kreuzbluͤthen. Nach der wahren Ordnung des Sexual- Regiſters muͤſſen dieſe Pflanzen mit Kreuzbluͤthen und zwei Staubfaͤden ſchlechterdings in der Claſſe diandria ans gezeigt werden. Sind es nur Arten von einer Gat⸗ tung, die gewöhnlich tetradynamiſche Staubfaͤden hat: ſo geſchieht dies mit Ruͤckweiſung auf jene Stel⸗ le, wo die Gattung ſteht. Hat aber die Gattung durchaus bei allen Arten nur zwei Staubfaͤden: fo begreife ich nicht, was dieſe Gattung bei den Tedra⸗ dynamiſten thun ſoll. Meine Gruͤnde hierzu ſind aus dem zweiten Hefte der philoſophiſchen Botanik leicht zu errathen, in den folgenden Heften dieſer Pflanzen= Gattungen wird es Gelegenheit geben, dies praktiſch zu beweiſen.

U. Kahnfoͤrmig ungefluͤgelte, 1. ovalartig gebildete

Schaalen.

NASTURTIOLUM. (Tab. II. fig. 21.)

Die Fahnförmig ausgehoͤhlten Schaalen des Schoͤtchen find auf ihrem Ruͤcken abs geruͤndet, auf den beiden Oberflaͤchen eben⸗ falls ovalartig gewoͤlbt, und haben eine tiefer fizende Oeffnung, mit welcher fie an der ſehr kleinen elliptiſch geſtalteten Schei⸗ de wand anfizen. Siedurch erſcheint das Schoͤtchen obenher tief eingeſchnitten, und

mit kahnfoͤrm. Schaalen und ellipt. Scheidew. 8

her zfoͤrmig gebildet. An jeder Seite der Scheidewand ein Saamen, der die Soͤh⸗ le der Schaalen ausfuͤllt. Keine Blume. Aeuſſerſt kleiner Griffel, mit einer platten Narbe.

Der Blumendecke vier Blaͤttlein ſind oval, ausgehoͤhlt, am Rande beigezogen und klaffend. Keine Blume. Sechs Staubfaͤden. Zwei ſtehen in ber Mitte des Fruchtknotens gegen einander uͤber, ſind geſtreckt, und tragen Staubkolben. Die vier andern entſpringen rechts und links von dieſen zwei, find etwas kuͤrzer, machen mit jez nen einen ſtarken Winkel, und haben keine Staubkolben. In der Bluͤrhe entdeckt man an dem herzfoͤrmig gebildeten Fruchtknoten keinen Griffel, und nur in der Vertiefung des herzfoͤr— migen Einſchnittes eine rundlichte und platte Narbe. |

Das Schoͤtchen iſt aͤuſſerlich mit hervorſte⸗ henden Linien, wie jene der Cochlearia, geziert, und iſt gar nicht gefluͤgelt, ſondern dasjenige, was uͤber der Scheidewand hervorragt, iſt eben fo gut ausgehoͤhlt, wie das übrige der Schaale, Dieſer ganz abſtechende Bau des Schoͤtchens, und daß dieſe Art keine Blume hat, beſtimmen

F 2

84 | Kreuzblüthen

fie allerdings zu einer eigenen Gattung, um fo mehr, da der ganze Habitus kreſſenartig ift. NASTURTIOLUM caſtratum.

Lepidium dydimum. L.

II. Kahnfoͤrmig umfluͤgelte, 2. elliptiſch austnufende Schaalen.

LEPIDIUM. T. Die kahnfoͤrmig ausgehoͤhlten, und nicht geflügelten Schaalen laufen oben und uns ten fpizig aus, und bilden daher ein laͤng⸗ licht⸗ ovales Schoͤtchen. Die elliptiſche Scheidewand hat auf Beide Seiten einen Saamen.

I. Leriprum graminifolium. L.? Der Blumendecke vier Blaͤttlein ſind oval, am Rande roͤthlicht eingefaßt; die vier Blu⸗ menblaͤtter weiß, mit kurzen Naͤgeln, oben oval ausgebreitet. Das Schoͤtchen iſt oval, beinah elliptiſch, mit enn Grif⸗ fel und Narbe.

2. Leripium diendrum.

Lepidium Iberis. L.?

Die Blumendecke vierblaͤttericht, jedes oval, am Rande weiß eingefaßt. Vier Blumen⸗ blaͤtter mit ſchmalen Naͤgeln, und obenher mit rundlichter Ausbreitung. Zwei Staub⸗

mit kahnfoͤrm. Schaalen und ellipt. Scheidew. 85

faͤden. Das Schoͤtchen iſt mehr rundlicht, mit etwas hervorſtehendem Griffel und Narbe. 3. Lerınrum latifolium. L.? III. Kahnförmig ausgehöhlte, ungefügelte, oben aber in der Spize in Flügel auslaufende Schaalen. CAPSELLA. Caeialp. Keilfoͤrmig anlaufendes Schoͤtchen, mit kahnfoͤrmig ausgehöhlten, an der Kande nicht gefluͤgelten, am Ende aber in einen Slugel auslaufenden Schaalen, deren Geff⸗ nung tief ſizt, mit welcher fie an der ellip⸗ tiſch gebildeten Scheidewand anftehen. 1. CapSELLA Burfa paſioris. Fl. Danic. Tab. 729. Thlaſpi Burſa paſtoris. L. Die hier befindliche Fluͤgel an jeder Schaale find oben abgeruͤndet, daher das Schoͤtchen eine herzfoͤrmige Geſtalt hat. Inwendig ſind dieſe Fluͤgel bis in die oberſte Spize hin hohl. Auf beiden Seiten der Scheidewand ſechs, mehr oder wenigere Saamen.

2. CAP SELLA /pinofa. LEPTIDTurt ſpinoſum. L.

Das Schoͤtchen hat oben zwei parallel lau⸗ fende Fluͤgel auf jeder Schaale ſizen. Dieſe Fluͤgel ſind nicht hohl, ſondern verwachſen, ſchmal, oben etwas oval abgeruͤndet, ſtehen

F 3

86

Kreuzbluͤthen

von einander, und haben in dieſer Kluft den kleinen Griffel, mit einer koͤpfichten Narbe. Die elliptiſche Scheidewand hat auf jeder Seite oben einen Saamen herunter haͤngen.

3. CAPSELLA cornigera.

Thlafpi Ceratocarpon, L. & Murr.

Die elliptiſche Scheidewand iſt hier in der Mitte von ziemlicher Breite, und hat einen kaum merklichen Griffel. An jeder Seite der Scheidewand ſind obenher an zwei Faden zwei Saamen befeſtigt, von welchen der eine etwas tiefer ſizt, als der andere, alſo in je— dem Schoͤtchen vier Saamen ſind, die ich al⸗ lemal reif werden ſah. Dieſe Saamen ſind auf ihren beiden Oberflächen mit elliptiſch umlaufenden Faͤden ganz bedeckt und geziert. Jede Schaale lauft in ein zuſammen gepreß⸗ tes, verwachſenes Horn aus, die auch in der Verbindung des Schoͤtchens wie zwei Hoͤr— ner aus einander ſtehen.

Bei Thlafpi, Lepidium und Iberis find die Schrift: ſteller nicht zu vergleichen, da keiner wußte, worin der Gattungs-Charakter beſtand, ſondern ſie meiſt

nur auf Geradewohl eine Art bald da, bald dorthin

verſezten, je nachdem ſie glaubten, daß die Arten nach mehr oder weniger Verwandtſchaft, die ſie un= ter einander haben ſollten, zuſammen geordnet wer⸗

mit kahnform. Schaalen und ellipt. Scheidew. 87

den konnten. Dillenius ſonderte Thla/pi und Iberis von einander, Nov. Pl. Gen. 123. Tab. VI. und fügte ... ala foliacea cinctus, & fuperne diviſus, ſo wie er auch dieſe alam foliaceam auf ſeiner Ku⸗ pfertafel deutlich abbildete. Linne nahm dieſen Cha⸗ rakter von Dillenius an, um ihn aber gleich wieder zu entſtellen, vereinigte er Burſa paftoris T. mit, und glaubte alles gut zu machen, wenn er in Gen. Pi. beiſezt: Obſ. Bur ſa paſtoris. Silicula . margine deſtituta. Mit dem naͤmlichen Rechte haͤtte er auch Iberis Dill. bei Thlafpi laſſen konnen, und unten bei⸗ ſezen duͤrfen: Obf. Zberis Dill. Corolla inaequalis. Gleichwohl ſind Linne hierin Adanſon und Scopoli gefolgt. Nur Juſſieu ſagt G. Pl. 241: An genere diſtinguendum T.. Bur ſa paſtoris L. ſeu Capfel- la Caefalp. cui ſilicula triangularis non marginata? Gewiß ein verzagter Mann, und zwar, weil er ſich uͤber jenes, was Genus ſey, noch keine aͤchte Be⸗ griffe abgezogen und feſtgeſezt hat. Und muß man ſich nicht hoͤchlich verwundern, daß ein Mann, der ſo diktatoriſch verfuhr, wie Linne, gleichwohl fo wer nig Grundſaͤze hatte, meine Capfella ſpinoſa zu Le- pidium zu bringen, da fie doch eben fo gut, wie Bur fa paſtoris und Ceratocarpon zu Thlaſpi haͤtte ge⸗ ordnet werden konnen. Daß bei Capfella Burſa pa- ftoris die Flügel hohl, bei Capfella ſpinoſa und C. cornigera die Flügel aber zuſammen gewachſen find, ſcheint mir kein hinreichender Grund zu ſeyn, ſie in Gattungen zu trennen, ſo wie die Zahl der Saamen

54

88 Kreuzbluͤthen auch keinen Trennungs «e Grund abatebt. Denn bei Thlafpi ſaxatile und Capfella Burſa fp s ſiud auf jeder Seite der Scheidewand viele Saamen; bei Th, hirtum und Th. campeſtre, fo wie bei Capſella ſpi- noſa auf jeder Seite nur ein Saamen, bei Capfella cornigera aber auf jeder Seite zwei Saamen.

III Abſchnitt. Kreuzbluͤthen mit Schoten.

56 mache einen Unterſchied zwiſchen Schoten, und langen und ſchmalen Schoten. Leztere wer— de ich in einem andern Hefte abhandeln, erſtere aber hier in dieſem Abſchnitte. Unter Schoten verſtehe ich jene, die groß und einen breiten Umfang haben. Mir koͤmmt es ſehr komiſch vor, Schoten, die beinah anderthalb Zoll Laͤnge, und uͤber einen Zoll Breite haben, ein Schoͤtchen zu nennen. Ich kann nur klein nen⸗ nen, was wuͤrklich klein iſt, und nach Linnes und ſeiner Anhaͤnger Meinung waͤre jeder Cir⸗ kel, ſelbſt jener, den man in Gedanken um die ganze Welt ziehen kann, klein, weil Breite und Laͤnge einander gleich ſind. Maͤnner, die ſich ſo viel auf ihren Woͤrterkram, Terminologie ges

mit Schoten. 89

nannt, einbilden, ſollten uns erſt beweiſen, daß fie über den Werth ihrer Worte nachgedacht, ehe ſie ſolche dem Publikum, als eine neue Spra⸗ che aufdringen wollen.

LUNARIA. Tournef. Vorleſ. IV. n. 477. (Tab. II. fig. 5 ) Von den vier Blumendeckblaͤttern find die zwei gegen einander Hberfiehenden herab⸗ haͤngend und ſackfoͤrmig. Mit einem Srucht⸗ ſtiele verſehene, platte, am Rande ovale Schote, deren Schaalen und Scheidewand von Baue duͤnn und gleich groß find. Cie⸗ renfoͤrmig geſtaltete, platte, und am Ran⸗ de gefluͤgelte Saamen. Lunarıa rediviva. x. Floribus purpureo - violaceis. B. Floribus albis. Hier habe ich bei der Narbe bemerkt, daß ſie aus zwei coniſchen Koͤrperchen zuſammen geſezt iſt, die neben einander ſtehen, und un⸗ ten vereinigt ſind. Man bemerkt dieſes erſt auffallend, wenn die Bluͤthe verblüht hat, und der Saamenſtaub ders iden iſt, der während dem Vegattungs⸗Triebe dieſe zus deckt. Linn. Gen. Pl. Ed. Schreb. n. 1085. Silicula ...

maxima. Welcher Widerſpruch! Scop. Introd. n. (Fr

9 5

90 Kreuzbluͤthen

1455. Capſula ... Scopoli bedient ſich des Wortes capſula, die ſonſt jedermann bei jenen Früchten fili-

qua nennt, pag. 50, und filiqua hat bei ihm eine ganz andere Bedeutung. Eb. p. 52. Dies find Ei- genheiten, die kein Menſch billigen wird, die zu nichts frommen, und die alle Augenblicke zu Irrthuͤmern Anlaß geben. L. de Juſſieu G. Pl. Silicula magna. Es iſt ſonderbar, daß die Herren auch nur im Nach⸗ ſchreiben dergleichen Ungereimtheiten nicht merken. Und warum folgt L. von Juſſten hier fo ſklaviſch Linne, und beſchließt, wie er, die fructus ſiliquoſos mit A icotia, und hebt die fructus Niiculofos mit Lunia an, da doch die Hilfe von Aicotia, wie ich ſchon oben bes wieſen, kleiner im Umkrelſe, als die Schotte von Lunaria iſt.

FIBIGIA. (Tab. II. fig. 23.)

Die Staubfaͤden ſind von unten bis in eine ſichere Strecke ſchwach geflüͤgelt, darauf fadenartig. Die Schote iſt auf beiden Sei⸗ ten platt, am Rande ſchmal⸗oval. Schei⸗ dewand und Schaalen von gleicher Bröffe. Die Saamen platt⸗ oval, am HR e ftark gefluͤgelt.

Die vier Blumendeckblaͤtter find von gleicher Groͤſſe, inwendig ausgehoͤhlt, und am Rande mit einer weiſſen, feinen, durchſichtigen Einfaſſung verſehen. Die vier Blumenblaͤttlein haben einen

mit Schoten. 91

langen Nagel. Der obere breitere Theil iſt ſchmal, der Laͤnge nach auf beiden Seiten hinter ſich gerollt, er ſelbſt hinter ſich gebogen, und an den Waͤnden der Blumendecke aͤuſſerlich herab— haͤngend, oben am Rande ganz, und nicht eins geſchnitten. Die ſechs Staubfaͤden ſind von unten an mit einer ſehr ſchmalen und feinen Haut, wie gefluͤgelt, und wo dieſe Fluͤgel aufhoͤren, bilden ſie Ecken. Die Schote hat ungemein viel Aehn— lichkeit mit Lunaria, auſſer daß ſie keinen Frucht⸗ ſtiel hat, dann daß die abſpringende Schaalen dick und lederartig ſind.

Fırıcıa elypeate. Alyſſum clypeatum. L. Tournef. Inſtit. 218. brachte dieſe meine neue Gat⸗ tung zu Lunaria, und neunte ſie Lunaria levcoifo- lia, ſiliqua oblonga majore. Allioni Flor. Pede- ment. 245. n. 809. folgte ihm hierin. La Marck Encyc. Botanig. II. 329. n. 13. bringt ſie zu Drapa, worin ihm L. de Jufüeu Pl. Gen. 240. beiſtimmt. Linne hingegen brachte ſie zu den Alyſſen.

Was die Blüthe anbelangt, iſt Fibigia weſentlich von Lunaria verſchieden, fo ſehr ſich ſonſt die Schot⸗ ten aͤhnlen. Was die Schotte anbelangt, iſt Fibigia abermal weſentlich von Aliſtum L. verſchieden. Dra- ba des Herrn La Marck iſt ſo unbeſtimmt, daß ich es nicht einmal eine Gattung neunen moͤgte. Da al ſo die bisherigen Gattungs- Vereinigungen nur Ver⸗

Kreuzblͤͤthen

wirrungen veranlaßt haben, und der Charakter des Staubſadens und der Schotte einander wechſelſeitig beſtimmen: fo erfodern es die Geſeze eines kuͤnſtli⸗ chen Pflanzen⸗Syſtemes, dieſe Fibigia zu einer ei⸗

genen Gattung zu erheben. Linne ſagt Syſt. Pl. Ed.

/

Reich; III. 226. n. 11. denticulus in medio fila- mentorum. Sier iſt aber kein denticulus, ſondern die Staubfaͤden ſind von unten 11 bis ohngefaͤhr in die Mitte geſtügelt. Sollte er dies wohl beigeſezt e um fie zu Alyffam zu 1 da eben die⸗

Hamindum fein weſentlicher Charakter von Alyſſum it: Denn die liculae! ovales, com- preſſo- planze mußten ihin wi ider feinen Willen ver⸗ kündigen, daß dieſe Fibigia nicht zu Alyfam gehöoͤ⸗ ren koͤnne.

Ich habe dieſe Pflanze unter dem Namen Alyf- fam Phylanthus Juſſ. erhalten. Aber nach genauer Vergleichung der Schriſtſteller keinen Unterſchied un⸗ ter Alyſſum clypeatum L. und dieſer me en konnen. Sollten ſie gleichwohl zwei verſchiedene Arten ſeyn: fo müßte ich durch den Aug 1 davon belehrt werden, und dann wäre der Arten- Charakter von A. clypeatum L. falſch. Die 3 kicker der meinigen waren elliptiſch, am Rande ganz, ſizend, lang, und

nz je Borſten rauh. ote ſind gleich, perga⸗ BAR uh, durch

auf ihren Flachen durch ga

Die beiden Schaalen der Schot mentartig und feſt, auf den O Oberfl Haare, die doch nur du 5 de 15 8 e 39158 recht ſichtbar ſind. Die Sch duͤnn und in, wie Poſtpapier, aber mit einem 995 Rande

3 4

fe

mu Schoten, 93

umloffen, der von dem naͤmlichen Baue wie die Schaa⸗ len iſt, und oben den ganz kurzen, ſtehen bleibenden Griffel auf ſich ſizen hat.

Dodonaͤus Stirp. Hiſt. 89. giebt eine Kupfertafel von Alyſſon Diofcoridis, die die Schriftſteller zu ci tiren pflegen. Seine Abbildung der Pflanzen und Schoten iſt zu borſtenartig und rauh, in der Beſchrei⸗

bung aber ſagt er fliquae .. non laeves. Und es iſt doch ein wichtiger Unterſchied zwiſchen ſehr rauh, und nicht laevis.

Ich habe dies anfuͤhren muͤſſen, weil, wie ich oben angezeigt, bei meiner Pflanze kein denticulus in me- dio fllamentorum da war. Iſt er wuͤrklich bei A. elypeatum L. da, fo wäre dies ein wichtiger Cha⸗ rakter, dieſe beiden Arten zu unterſcheiden. Denn auch Fruktifications⸗Theile kann man zur Arten: Be: ſtimmung ſehr nuͤzlich anwenden, in wie fern ſie nicht zum Gattungs⸗-Charakter gehören,

IV Abſchnitt. Kritiſche Ueberſicht derjenigen Linneiſchen Gattun⸗ gen von Kreuzbluͤthen, die hier in dem J, Il und III Abſchnitte abgehandelt worden ſind.

PR | Och Hätte ſehr gewuͤnſcht, daß ich im Stande geweſen waͤre, hier die Gattungen jener Schrift⸗ ſteller in einer kurzen Ueberſicht kritiſch pruͤfen

94 Kritiſche Ueberſicht

zu koͤnnen, die die Kreuzbluͤthen abgehandelt ha— ben, aber da auſſer Linne die andern von mir angeführten blos ihre Gattungen angeben, ohne die Arten, die zu dieſen Gattungen gehören fols len, zu benennen: ſo iſt mir dies nur bei Linne moͤglich. Denn La Mark hat in der Encyelop. Botanique, von der bisher erſt zwei und ein hal: ber Band erſchienen find, noch zu wenig abges handelt, als daß er eine genaue Ueberſicht er: laubt, und bei Cranz habe ich es nicht der Muͤ— he werth gehalten, weil die Staͤrke ſeines Wi— derſpruches und der Mangel feiner Kenntniſſe in einem wahren Verhaͤltniſſe ſind.

Die hier abgehandelten Linneiſchen Gattun⸗ gen werde ich nach jener Ordnung beleuchten, mit welcher Schreber die Gen. Plant. L. zu ver⸗ beſſern gewaͤhnt hat.

MYAGRUM.L.

Silicula, valvulis concavis. Stylus perfiftens. Syſtem. Veget. XIV. pag, 582.

Silicula ftylo conico terminata ; loculo fubmonofper- mo. Ibid. pag. 583.

Silicula obcordata, ſubcompreſſa, integra, rigida, apice ſtylo rigido conico terminata, bivalvis, locu- lis quibusdam faepe vacuis. Schreb. Ed. 8va. Gen. Plant. n. 1069.

Hier ift alfo jedesmal ein Schötchen angege⸗

Über die Linn. Gattungen von Kreuzblüthen. 93

ben, nach dem Syſt. Veget. Pl. hat dies Schoͤt⸗ chen bald valvulas concavas, bald loculos ſub- monoſpermos, und nach den Gen. Pl. iſt es gar integra und bivalvis zu gleicher Zeit. Dieſer of— fenbare Widerſpruch in dem Haupt-Charakter des naͤmlichen Verfaſſers ruͤhrt nun daher, daß er nicht zu vereinigende Arten unter eine Gat— tung brachte, und den Gattungs-Charakter bald nach der einen, bald nach der andern Art abaͤn— derte, dieſe Abaͤnderungen aber in verſchiedenen Stellen ſeiner Werke hinſezte; eine Art zu han— deln, die jedem denkenden Manne unbegreiflich iſt, beſonders wenn ſich dieſe Charaktere offen— bar widerſprechen.

Nach meinen Pruͤfungen haben die von mir

unterſuchten Arten von Myagrum L. nach ih— ren Früchten folgende drei Abtheilungen. I. Schoͤtchen. CAuELINA. pag. 67. Myagrum ſativum. L. KERNERA. pag. 71. Myagrum ſaxatile. L. II. pericarpien. 1. Sweifächerichte. VoGELTIA. pag. 32. Myagrum paniculatum. L. 2. Vierfaͤcherichte.

MyaGrum. p. 38. Myagrum perfoliatum, L. Hier kommen zwar die Namen uͤberein, aber Tourneforts Myagrum und Linnes Myagrum find zwei aͤuſſerſt verſchiedene Gattungen.

90 Kritiſche Ueberſicht III. Pericarpien und Schoͤtchen. SCHRASKIA. pag. 42. Myagrum rugofum. L.

Da es nun unmoͤglich iſt, Pflanzen von ſo aͤuſſerſt verſchiedenem Fruͤchten-Baue unter eine Gattung zu bringen: ſo erhellet ſchon hieraus die Urſache von dem Unbeſtande des Linneifchen Gattungs- Charakters, wie auch die Nothwen⸗ digkeit, dieſe Linneiſche Gattung gaͤnzlich als un⸗ tauglich auszuſtreichen, wie ich es oben bei den einzelnen Stellen kritiſch bewieſen habe.

VELLA. L. Silicula valvulis diſſepimento dimidio brevioribus. Syſt. Veg. XIV. 582. Silicula diſſepimento valvulis duplo majore extus ova- to. Ibid. 384. Silicula globoſa, integra, bilocularis diſſepimento &c. Schreb. Ed. 8 va. Gen. Pl. L. n. 1073.

Daß Vella nichts weniger als ein Schoͤtchen habe, ſondern eine kugelrunde, zweifaͤcherichte Fleiſchhoͤhle, habe ich S. 49 hinlaͤnglich bewies fen, folglich iſt es klar, daß Linne dieſe Früchte gar nicht gekannt. Wenn alſo ſchon der Name der Gattung beibehalten wird: ſo iſt es doch un⸗ abaͤnderlich noͤthig, daß der bisherige Gattungs⸗ Charakter von Vella ganz umgeſchmolzen, und nach der Natur aͤcht und richtig beſtimmt werde.

ANASTATICA.

über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤtheu. 97 ANASTATICA. L.

Silicula retuſa, valvulis diſſepimento mucronato lon- gioribus. Syſt. Veg. XIV. 582.

Silicula retuſa, margine coronata valvulis diſſepimen- to duplo longioribus. Stylo intermedio mucrona- to, obliquo; loculis monoſpermis. Ibid. 584.

Silicula breviſſima, bilocularis .. ., Sem. folitaria, Schreb. Ed. $va. Gen. Pl. n. 1074.

Daß hier kein Schöttchen iſt, fondern eine rindenartige Fleiſchhoͤhle, iſt oben Seite 50 hins laͤnglich bewieſen. So weitſchichtig die Beſchrei— bung dieſer Frucht in den Generib. Plant. iſt: ſo taugt ſie doch gar nichts, da ſie nur das aͤuſſere angiebt, den innern Bau aber gaͤnzlich mißkennt. Aus Linnes zwei Arten habe ich aus oben ange⸗ fuͤhrten Gruͤnden zwei Gattungen gebildet.

LEPIDIUM. L.

Silicula cordata, valvulis acute carinatis. Syſt. Veg. XIV. 582.

Silicula emarginata, cordata, polyſperma: valvulis carinatis, contrariis. Ibid. 586.

Silicula cordata, emarginata, compreſſa, margine acuta, bilocularis, valvulis navicularibus, carinatis, diſſepimento lanceolato, contrariis, Schreb. G. Pl. Ed. Sva. n. 1077:

Hier iſt in dieſen Charakteren ſo viel Wider⸗ ſpruch, daß man ſich nicht daraus finden kann.

Pfl. Gattungen, 1. Heft. G

98 Kritiſche Ueberſicht

In dem Elencho Claſſ. XVI. Syſt. Veget. wer⸗ den die valvulae acute carinatae angegeben, bei der Gattung ſelbſt aber p. 586, ſo wie in den Gen. Pl. emarginatae. Durch dies leztere unters ſcheidet fie ſich aber gar nicht von Thlaſpi L. Denn heißt es S.... polyfperma, da doch die meiſten Arten nur zwei Saamen, naͤmlich auf jeder Seite der Scheidewand einen Saamen has ben. V alvulis .. contrariis iſt gewiß Fein Un⸗ terſcheidungs⸗ Kennzeichen, da dies allen Schos ten und Schoͤtchen gemein iſt. Auſſer dieſen all— gemeinen Bemerkungen uͤber Lepidium L. finde ich, daß er weſentliche Verſchiedenheiten ganz uͤbergangen. Denn nach meinen Beobachtungen finden ſich in den Schoͤtchen folgende Abwei⸗ chungen. I. Ovalartig gebildete, kahnfoͤrmige, gar nicht gefluͤgelte, gerippte Schaalen. NASTURTIOLUM. pag. 82. Lepidium didymum. L. II. Kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, nicht geflüs gelte, und elliptiſch geſtaltete Schalen. Lerıpıum. pag. 84. III. Kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, oben geflüs gelte Schaalen. Nasturrıum. pag. 80. Lepidium fativum. L. NASTURTIOIDES, pag. 81. Lepidium ruderale. L.

über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 99

IV. Kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, ungefluͤgel⸗ te Schaalen, die aber oben in Sluͤgel auslaufen.

CarsELLA, pag. 85. Lepidium fpinofum, L. Thlaſpi Burſa paftoris. L. Thlaſpi Ceratocarpon. L.

Zur mehrerer Deutlichkeit meiner Bemerkun⸗ gen muß ich hier gleich Iberis und Thlaſpi L. beifuͤgen.

IBERIS. £;

Petala duo exteriora majora. Syft. Veget. XIV. 582.

Corolla irregularis, petalis 2 exterioribus majoribus. Silicula polyfperma emarginata. Ibid. 589.

Iberis. Schreb. Ed. 8va. G. Pl. n. 1080.

THLASPI. I.

Silicula obcordata: valvulis marginato-carinatis. Sy- ſtem. Veget. XIV. 382.

Silicula emarginata, obcordata, polyfperma : valvu- Iis navicularibus, marginato- carinatis. Ib. 587.

Thlaſpi. Schreb. Ed, 8va. G. Pl. n. 1078.

Der Unterſchied zwiſchen beiden Gattungen iſt alſo nach Dillenius vorzuͤglich in der Blume, welchen Unterſchied Linne, als wahr annahm. War dieſe Urſache gegruͤndet, wie ich ſie aller⸗ dings für wichtig halte: fo folgt ganz natürlich, daß man dieſe Grundſaͤze auch bei andern Pflan⸗ zen mit Kreuzbluͤthen anwenden muͤſſe. Dies that

6 2 1

100 Kritiſche Ueberſicht

aber Linne nicht, weil es ihm an philoſophiſchen Grundſaͤzen fehlte, und feine lebhafte Einbil- dungskraft, ſo wie ſeine Namens-Abaͤnderungs⸗ Sucht, und der geheime Wunſch, alle feine Bor: gaͤnger und Zeitgenoſſen, die ſich einen Namen erworben hatten, zu unterdruͤcken, ſeine wahre Fuͤhrerinen geweſen ſind.

Sind alſo die zwei kleinern und die zwei groͤſ— ſern Blumenblaͤtter ein entſchiedener Charakter, die Gattung Iberis aufzuſtellen, um wie viel mehr find es ein gaͤnzlicher Mangel an Blume. Ich habe daher von Lepidium L. getrennt jene Arten, die da haben I. Keine Blume und zwei Staubfaͤden.

NASTURTIOIDES. pag. 81. Lepidium ruderale. L.

II. Keine Blume und ſechs Staubfaͤden, von denen vier verkruͤppelt ſind.

NASTURTIOLUM. p. 82. Lepidium didymum. L.

Nimmt man auſſer dieſen in der Bluͤthe be— findlichen Charakteren noch jene mit zu Hilfe, die die Schoͤtchen darbiethen, und die ich ſo eben oben angezeigt: ſo wird man finden, daß die we— ſentliche Charaktere dieſer neuen, von mir auf— geſtellter Gattungen viel ſicherer gegruͤndet ſind, als jener von Iberis, der doch ſelbſt ein weſent⸗ licher Charakter iſt, ob er gleich nicht, wie

über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. rox

Linne will, ganz allein auf der corolla irregu- lari beruht.

Uebrigens iſt ſowohl bei Iberis als bei Thla- fpi das Wort: Silicula ... polyfperma ein wahrer Fehler. Bei meinen hier angefuͤhrten zwei Arten von Iberis hatte jedes Schoͤtchen nur zwei Saamen, und bei Thlafpi ſaxatile, fo wie bei Capſella Burſa paſtoris allein habe ich meh⸗ rere Saamen beobachtet, bei Thlaſpi hirtum und Th. campeſtre hingegen find in jedem Schoͤt— chen nur zwei Saamen. Dann muß es jedem un— begreiflich bleiben, wie Linne meine Capfella fpi- noſa zu ſeinem Lepidium, die Capſella Burſa paſtoris und C. cornigera hingegen zu Thlaſpi bringen konnte: und laͤßt ſich dies alles nur durch den mangelhaften Charakter, und den Wunſch, die Zahl der Gattungen zu vermindern, entſchuldigen, wenn anders offenbare Fehler, und ein der Natur widerſprechender Wunſch zur Entſchuldigung gereichen kann.

COCHLEARIA. Silicula cerdata : valvulis obtufis, gibbis. Syft. Veg. XIV. 582. Silicula emarginata, turgida, ſcabra: valvulis gibbis, obtuſis. Ibid. 588. Silicula cordata, gibba, turgida, emarginata, ftylo G 3

102 Kritiſche Ueberficht

inſtructa, bilocularis ſcabra: valvulis gibbis obtuſis. Schreb. Ed. 8va. G. Pl. n. 1079.

Hier verwirrt Linne abermal Pflanzen von ganz verſchiedenem Fruͤchtenbaue, und bringt in eine Gattung zuſammen, was gaͤnzlich unverein⸗ bar iſt. Nach meinen Pruͤfungen erſcheinen hier I. Zweifaͤcherichtes Pericarpium, mit ei⸗

ner ſteinernen Scheidewand.

CAR ARA. pag. 34. Cochlearia Coronopus. L.

II. Schoͤtchen. CocHLEARIA. p. 69. Cochleariae fpec. quaed. L. Das war alſo ein groſſer Fehler von Linne, Pflanzen von ſo entſchiedenem, ſich widerſpre⸗ chendem Fruͤchtenbaue in eine Gattung zu verei⸗ nigen. Aber auch ſelbſt der Charakter von der eigentlichen und wahren Gattung Cochlearia iſt ſeicht. Wo iſt denn eine valvula, die emargina- ta waͤre? Und was ſoll denn dies heiſſen: ſtylo inſtructa ? Auf einer jeden Scheidewand iſt ein ſtylus. Bei einigen iſt er mehr in die Augen fallend, bei andern weniger; folglich kann dies keinen Charakter einer Gattung abgeben, ſo je⸗ der Gattung von Kreuzbluͤthen zukoͤmmt. In dem Schoͤtchen⸗Baue von Cochlearia S. 69, und Naſturtiolum S. 82 iſt viel aͤhnlendes, und haͤtten beide noch ehender in eine Gattung

über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 103

vereinigt werden koͤnnen, wenn nicht der gaͤnzli⸗

che Mangel von Blume eine ſolche Vereinigung

verboͤthe. ALYSSUM.

Filamenta quaedam latere interiore dente notata. Si- licula bilocularis. Syft. Veg. XIV. 582.

Filamenta quaedam introrfum denticulo notata. Si- licula emarginata. Ib. 590.

Filamenta 6, horum duo oppofita... . denticulo no- tata. Silicula fubglobofa, emarginata, ftylo lon- gitudine filiculae inſtructa, bilocularis, diffepimen- to elliptico : valvulis elliptico - haemiſphaericis. Schreb. Ed. Sva. G. Pl. n. 1081.

Hier zwaͤngt Linne wieder in eine Gattung zuſammen, was ſchlechterdings getrennt werden muß. Er gruͤndet den Gattungs⸗Charakter auf die Zaͤhne, die bei den kuͤrzern Staubfaͤden da ſeyn ſollen, und die bei den allerwenigſten Arten wuͤrklich da find. Dann iſt die Beſchreibung des Schoͤtchens ganz falſch. Denn die valvulae find weder emarginatae oder elliptico- haemifphae- ricae, noch weniger iſt das diflepimentum el- lipticum. Nach den von mir beobachteten, und von Linné ganz widernatuͤrlich zuſammen gefeze ten Arten iſt folgender Unterſchied i in den Scho⸗ ten und Schoͤtchen.

G 4

104 Kritiſche Ueberſicht

I. Ovale Schoten. Gefluͤgelte Saamen. FırıGra. pag. 90. Alyſſum clypeatum. L.

II. Aufgeblaſene Schoͤtchen, mit runden Scheidewaͤnden und gefluͤgelten Saa⸗ men.

Arvssorpes, pag. 63. Alyſſum. L.

III. Ovales, ſchwach gewoͤlbtes Schötchen,

mit ovalen Scheidewaͤnden. Arvsson. pag. 75. Alyſſum incanum. L.

IV. Plattes, am Umkreiſe rundes Schoͤt⸗ chen, mit runden Schaalen, runder Scheidewand und zwei Paar Saamen.

AnvserTon. pag. 73. Alyſſum. L.

Bei allen dieſen hier angefuͤhrten Gattungen und ihren Arten hatte kein einziger Staubfaden einen Zahn (denticulum), ſondern die meiſten waren von unten an mit einem ſtrebpfeilfoͤrmi⸗ gen Anſaze verſehen, wovon ich doch Alyfloides gemovenfe und A, leucoifolium ausnehme, des ren Staubfäden ich nicht beobachtet. Adyfe- ton bidentatum hatte an zwei Staubfädeingwei Zaͤhne; und Adyſeton ſquamatum gar an je: dem ein Blaͤttlein. Folglich ift Linnes Charakter von feinem Alyſſon unnuͤz, und nicht mehr als des Ausſtreichens werth. Aber Linnes ſein Ideal war, den Gattungs-Charakter kurz zu machen,

1

uͤber die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 105

und dieſem hieng er mit Aufopferung der Wahr— heit an. Dergleichen Ideale ſind gut, wenn ſie ausfuͤhrbar ſind. Um die Ausfuͤhrbarkeit aber bekuͤmmerte ſich Linne gar nicht, er projektirte friſch darauf los, und ihm war es alles einerlei, ob die Natur und ſeine Projekten mit einander harmonirten oder nicht. Er hatte es alſo ſeinem gar nicht pruͤfenden Zeitalter zu verdanken, daß er ihr Abgott ward.

ULYRPRORMR NL, Silicula orbiculata, valvulis planis, decidua. Syft. Veget. XIV. 582. Silicula emarginata, orbiculata, compreſſo- plana, decidua. Ibid. 591. Silicula.... bivalvis, valvulis orbiculatis. Schreb. Ed. Sva. G. Pl. L. n. 1082. PELITARIA L. Silicula orbiculata, compreſſo - plana, non dehiſcens. Syft, Veget. XIV. 582. Silicula integra, fuborbiculata , compreſſo- plana, non dehiſcens. Ibid. 591.

Silicula .. .. unilocularis. Schreb. Ed. 8 va. Gen. Pl. n. 1083.

Ich habe oben bei Bohatfchia und Foſſelina über dieſe aͤuſſerſt falſche Charaktere meine Mei— nung ſo erklaͤrt, daß mir nichts uͤbrig bleibt, als dieſe Charaktere, um ihre Leichtfertigkeit recht

G 5

106 Kritiſche Heberficht

in die Augen fallend zu machen, zuſammenzu⸗ ſtellen. Bei Clypeola gab er auf der einen Stel⸗ le valvulas planas, auf der andern gar filicu- las bivalves valvulis orbiculatis an. Dies iſt nun alles bei meiner Foſſelina grundfalſch. Er wollte zwar dieſen Fehler dadurch verbergen, daß er bei feiner erſten Art beiſezte: filiculis unilocularibus, moneſpermis, bei der zweiten und dritten aber filiculis bilocularibus. Daß aber filicula unilocularis ein Unding ſey, iſt nun gewiß bewieſen. Eben fo ein Unding ift fein Charakter von Peltaria, ſo ich ſchon zu ſehr dar⸗ gethan. Und welch neumodiſcher Charakter iſt dann der: filicula decidua! Dieſer Charakter iſt allen den Gattungen eigen, die ich in dem ers ſten Abſchnitte abgehandelt. Und bei den Schoͤt⸗ chen bleibt, und dies nicht immer, nur die Schei⸗ dewand ſtehen, die Schaalen ſpringen freiwillig ab. Folglich kann man auch von keiner filicula ſagen, daß ſie ſtehen bleibt. |

BISCUTELLA L.

Silicula biloba, fupra infraque margine carinato. Syſt. Veg. XIV. 582.

Silicula compreffo-plana, rotundata, ſupra infraque biloba. Calicis foliola bafı gibbo. Ibid. 592.

Silicula erecta, compreſſo - plana, femibifida, lobis

über die Linn. Gatungen von Kreuzbluͤthen. 107

ſubrotundis, bilocularis, diſſepimento lanceolato, in ſtylum rigidum terminato, loculis bivalvibus, diffepimento (margine ſuo recto) affixis. Schreb, Ed. 8va. G. Pl. L. n. 1084.

Oben habe ich bei Jondraba und Thlaſpi- dium ſchon meine Bemerkungen beigebracht, hier will ich nur zeigen, wie ſchief, unwahr und un⸗ beſtimmt jene Charaktere ſind, die man nun bei⸗ nah ein halbes Jahrhundert ſo heilig angeſtaunt hat. Silicula ... biloba. Silicula ... ſupra infraque biloba. Man denke ſich den Verfaſſer der Philoſophia botanica, den Schoͤpfer der ſo auspoſaunten Terminologie, und dann den Un⸗ ſinn Silicula. .. biloba . . fupra infraque. Und dann die abſcheuliche Unwahrheit, loculis bivalvibus, die der beruͤhmte Herr Schreber ſo geradezu nachdruckt, wie auch diffepimentum lanceolatum. Aber uͤber der Terminologien⸗ Wuth vergeſſen die Herren zu reden, wie es in der Natur iſt. Wo iſt denn bei Jondraba oder Thlaſpidium ein diſſepimentum? Was die gu⸗ ten Herren hier ein diffepimentum nennen, iſt nichts mehr und nichts weniger, als ein recepta- culum, von welchen ſich dic Pericarpien auf die naͤmliche Art lostrennen, wie bei Cynogloſſum, Geranium u. m. a., wo es noch keinem Men⸗

108 Kritiſche Ueberſicht

ſchen eingefallen iſt, den Theil, woran die Fruͤch⸗ te befeſtigt find, ein diſſepimentum zu nennen.

BHN IAS. E.

Siliqua decidua, ſubrotunda, muricata. Syſt. Veget. XIV. 583.

Silicula decidua, tetraëdra, angulis inaequalibus, acuminatis, muricata. Ibid. 603.

Silicula irregularis, ovafo oblonga, tetra&dra, angu- lis uno alterove acumine, non dehifcens, decidua. Schreb. Ed. $va. G. Pl. L. n. 1070.

Da haben wir nun wieder die groſſen Maͤn— ner, deren ihre Meinungen, wie Orakel-Spruͤ—⸗ che verehrt werden ſollen. In dem Elenchus ſteht dieſe Gattung unter den filiquofis, und hat dann eine filiquam, auf den andern Orten aber hat fie eine filiculam. Doch hat Schreber eine wich: tige Verbeſſerung hier angebracht, naͤmlich er hat fie von den filiquofis weggenommen, und zu den ſiliculoſis gebracht. Der groſſe Mann! Da er aber den ganzen characterem genericum Wort für Wort uͤbrigens nachdruckte: fo muß ich gleichwohl mit all der Schreberiſchen Stellver⸗ änderung dabei bleiben, daß Linnes Bunias nicht mehr, als des Ausſtreichens werth iſt. Denn der unwiſſende Linne hat ſeine Gattung Bunias aus folgenden Gattungen zuſammen geſezt.

über die Linn. Gattungen von Kreuzblüthen, 109

I. Steinfruͤchte. Bunsas. pag. 52. II. Schoͤtchen.

SuceowıA, pag 64. Bunias balearica. L.

Ich habe einige Linneiſche Gattungen hier kritiſch zu pruͤfen uͤbergangen, weil ich nicht zu weitſchichtig werden wollte, und es endlich mir zu ekelhaft ward, alle dieſe Fehler aufzutiſchen. Dieſe Pruͤfung war ich der Wahrheit ſchuldig; wer ſie zu ſtreng findet, muß bemerken, daß der Linneiſche Club ſeit ſehr langer Zeit ſich alle nur erdenkliche Muͤhe gab, den Zugang zur Wahr— heit zu verſperren, und ihre falſche, ſchiefe oder doch unzweckmaͤſige Meinungen, als Wahrheit in Umlauf zu bringen. Mir, der ich in der glück lichen Lage mich befinde, mich um dieſe ganze Verbruͤderung nichts zu bekuͤmmern, und der Willen genug hat, die Natur zu ſtudiren, und die Wahrheit offen hinzulegen, mir wurde es endlich zur Pflicht, dies unedle Beſtreben laut aufzudecken, weil ich zu ſehr fühlte, daß die Wiſ— ſenſchaft ſelbſt ſich ihrem ganzen Verfalle entge— genſtuͤrze, und zwar zu einer Zeit, wo man nicht weniger als dies alles ahndete, ſondern die groſ— ſen Fortſchritte austrompetete, die unſer Zeit—

110 Kritiſche Ueberſicht

alter in der Kraͤuterlehre mache: und welche

Groͤſſe ich in nichts anders entdecken kann, als

in dem Royal: Folio» Papier, worauf einige un:

ſerer Herren Botaniker ihre ſeyn ſollenden Be— obachtungen zum Drucke befoͤrdern, woruͤber die

Kenner meiſtens die Achſel zucken, und uͤber den

aͤuſſern Luxus und die innere Armſeligkeit die

lauteſten Klagen fuͤhren muͤſſen.

Doch bin ich genoͤthigt, hier uͤber Linnes Gat⸗ tungs⸗Charaktere noch einige allgemeine kritiſche Bemerkungen beizufuͤgen.

I. Gar oft hat er nur von einer Art den Charak⸗ ter unterſucht, und dann dieſen Charakter eis ner einzelnen Art zum Gattungs-Charakter faͤlſchlich erhoben. Z. B. Myagram . . . lo- culis quibusdam faepe vacuis iſt nur von ſei⸗ ner einzigen Art Myagrum perfoliatum wahr. Myagrum valvulis concavis: Siliculis bi- valvibus, iſt nur von meiner Camelina und

und Kernera wahr, die er Myagrum ſativum und M. ſaxatile nennte. Biſcutella cali- cis foliola baſſi gibbo iſt nur von feiner Biſc. auriculata wahr, die bei mir Jondraba heißt.

II. Nimmt er in den characterem genericum Kennzeichen auf, die nichts weniger als cha⸗ rakteriſtiſch ſind. Z. B. Myagrum ... ſty-

über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 111

lus perſiſtens. Cochlearia ... ſtylo inſtru- cta. Biſcutella ... in ſtylum rigidum ter- minata. Bei den wuͤrklichen Schoͤtchen kenne ich noch zur Zeit keine einzige Pflanze, wo nicht auf der Scheidewand der Griffel bliebe, ſich verhaͤrtete, ja bei einigen bei dem Abſprin⸗ gen der Schaalen erſt recht deutlich wuͤrde, naͤmlich bei jenen, die eine elliptiſche Scheide⸗ wand, und kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte und ges fluͤgelte, abſpringende Schaalen haben. Wie mag denn alſo Linne den bei allen Schoͤtchen verhaͤrtet ſtehen bleibenden Griffel bei einigen Gattungen, als einen Gattungs-Charakter angeben?

III. Nimmt er wahre Synonima als Gattungs⸗ Charaktere auf, ſo gegen alle Logik iſt. Z. B. Myagrum ... ſilicula bivalvis. Vella

filicula bilocularis. Anaſtatica .. ſilicula bilocularis. Lepidium .. ſilicula bilocula- ris. Cochlearia ... ſilicula bilocularis. Alyf- fum .. ſilicula bilocularis. C/ pe .. ſi- licula bivalvis. Ohne in die bereits vorhin, und mehrmals geruͤgten Fehler mich hier ein: zulaſſen: erinnere ich nur, daß Fein Schöt: chen denkbar iſt, das nicht zwei abſpringende Schaalen hat, und das nicht bilocularis ſey.

112 Kritiſche Ueberſicht

Wie kann man das als einen characterem ſpecificum generis angeben, was der allges meine Charakter eines jeden Schoͤtchens iſt. Freilich Fönnte hier die Entſchuldigung eintre⸗ ten, daß weder Linne, noch ſeine Nachahmer wußten, was eine ſiliqua oder eine filicula ſey. Aber Männer von fo einer offenbar ans erkannten Unwiſſenheit ſollten doch wenigſtens ſo beſcheiden ſeyn, und es nicht wagen wollen, ſchiedsrichterlich zu entſcheiden, wo es ihnen beſſer anſtuͤnde, erſt in die Schule zu gehen, und zu lernen, was filiqua und filicula fey. Eben dieſes bringt mich beim Schluſſe mei⸗ ner allgemeinen kritiſchen Bemerkungen auf eine Anmerkung, die ich bei RTO TTA S. 45 hätte einſchalten ſollen, es aber damals vergeſſen ha— be, und hier nachholen muß. Linne gab Philo- foph. botanic. Ed. Gled. pag. 53. den ganzen. Unterſchied zwiſchen filiqua und legumen blos in der Stelle an, wo die Saamen befeſtigt ſind, und ſagte: Siligua pericarpium bivalve affi- gens ſemina ſecundum ſuturam utramque. Le- gumen pericarpium bivalve, affigens ſemina ſecundum ſuturam alteram tantum: ſo daß alſo der ganze Unterſchied in den Saamen, die ſecundum futuram utramque, oder alteram tantum

MAL

über die Linn. Gattungen von Kreuzhlͤͤthen. 113

tantum befeftiat find, beſtand. Dieſe fehlerhafte Beſtimmung ſuchte er durch ſein e Abbildungen fig. 154 und 155 zu erläutern, wo man ſich mehr als erſtaunen muß, daß er jene von der Schote fig. 155 offenbar verfaͤlſchte, um nur ſeine grund⸗ falſche Beſtimmung zu beſtaͤttigen. Denn er ließ die Saamen auf die eine Schaale zeichnen, auf der nie ein Saame ſteht, ſagt kein Wort von der Scheidewand, und in der Abbildung iſt nicht eine Spur von derſelben zu finden. Herr Willdenow laͤßt dies alles in ſeiner neuen Auflage der Phil. botan. p. 56 nachdrucken, und die Kupfertafel fig. 154 und 155 unverändert abziehen, welches ihm um ſo weniger zu verzeihen iſt, da er hier ſich mancherlei Einſchaltungen erlaubt, und z. B. nach Gaͤrtner Utriculus, Samara, Folliculus, Nux, Pepo, und nach Hedwig Theca beigefuͤgt hat. Ja, es iſt ihm gar nicht zu verzeihen, da er eben bei Gärtner pag. CI eine beſſere Beſchrei⸗ bung fand, und nicht nuͤzte. Denn da heißt es: Siliqua ... quae in utroque latere ſemina ge- rit receptaculo filiformi, & valvularum mar- ginibus interjecto, affixa. Dieſe Beſchreibung ift ſicher beſſer, als Linnes feine, ob fie gleich nicht richtig iſt, indem man die Scheidewand kein receptaculum filiforme nennen darf, noch kann, Pfl. Gattungen, 1. Heft. H

114 Kritiſche Ueberſicht

indem dies nur bei den fenſterartigen Scheide: waͤnden wahr iſt. Unſere Kompendien-Schreiber ohne Zahl haben Linné geradezu abgeſchrieben, und ſeine Kupfertafel auch nachſtechen laſſen und finde ich nur bei dem Herrn Hofrath Suckow in Heidelberg a) Tab. 15. fig. 3. und Herrn Pro: feffor Joerlin in Lund b) fig. 113 nach der Nas tur verfertigte Abzeichnungen einer Schote; bei Herrn Hofgerichtsrath Fibig c) zu Mainz aber die erſte ächte Beſchreibung einer Schote S. 85, weil vor Herrn Fibig es niemand in den Lehr⸗ buͤchern gewagt hat, die Wahrheit zu ſagen, und Linnes Beſchreibungen zu unterdruͤcken.

Linne uͤberſah alſo, was wuͤrklich eine wahre Kunſt nicht zu ſehen iſt, naͤmlich er ſah bei den Schoten die Scheidewand nicht, und glaubte, daß das gegen einander uͤber ſtehen der Saamen der Charakter einer Schote ſey, da bei den Huͤl— ſen die Saamen nur auf der einen Seite der Huͤl— ſe ſtuͤnden. Hier ſehen wir nun bei Ricotia, daß auch dieſer Saamenſtand nicht ohne alle Ein⸗ ſchraͤnkung wahr iſt, indem auf den beiden Schaa⸗

a) Anfangsgruͤnde der theoretiſchen und angewandten Botanik. Th. I.

b) Principia Botanices illuſtrata.

e) Einleitung in die Naturgeſchichte des Pflanzenrei⸗ ches nach den neueſten Emdeckungen.

über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 115

len ihrer Huͤlſe, und auf jeder einzelnen derſelben die Saamen gegen einander uͤber ſtehen, wie ich dies in der fig. 24 deutlich angezeigt habe. Wir ſehen alſo, daß Linnes Definition weder von der ſiliqua, noch legumen wahr iſt. Und Unwahr⸗ heiten in Sachen, die zur Weſenheit unſerer Kennt⸗ niſſe gehören aufzudecken, iſt immer wahres Zeit⸗ Beduͤrfniß.

Erklaͤrung der Kupfertafeln.

Mvacrvm. Tab. I. fig. I. pag. 38. a. Ein ganzes Pericarpium. b. Ein Pericarpium, der Länge nach geöffnet. c. Ein Saamen. RAPISTRU T. Tab. I. fig. 2. pag. 19. a. Ein ganzes Pericarpium, unten mit feinem Frucht⸗ ſtiele. b. Ein durchſchnittenes Pericarpium. c. Ein Saamen mit ſeinem umlaufenden Faden. BoHATScHTA. Tab. I. fig. 3. pag. 23. a. Ein ganzes Pericarpium. b. Ein ſenkrecht durchgeſchnittenes Pericarpium, mit dem Saamen in ſeiner Hoͤhle. c. Ein platter, am Umkreiſe runder Saamen. CARARA. Tab. I. fig. 4. pag. 34. a. Ein ganzes Pericarpium. b. Ein zwerg durchſchnittenes Perlcarpium.

H 2

{16 | Erklaͤrung

Turaspıpıvm. Tab. I. fig. 5. pag. 29. a. Die Zwillings- Pericarpien kurz vor der Zeitigung. b. Die naͤmlichen nach ganz vollendeter Zeitigung. c. Das receptaculum, woran die Zwillings-Pericar⸗ pien befeſtigt waren. Vocezrıa. Tab. I. fig. 6. pag. 32. a. Das Pericarpium in natürlicher Groͤſſe. b. Das nämliche vergröffert. c. Die zwei klaffende Hervorragungen. d. Ein ſenkrecht durchſchnittenes Pericarpium. Bunsas aegiptiaca. Tab. 1. fig. 7. pag. 53. a. Eine ganze Steinfrucht. b. Eine zwerg durchſchnittene Steinfrucht. Is AT IS. Tab. I. fig. 8. pag. 21. a. Zungenfoͤrmiges Pericarpium. b. Dieſes ſenkrecht durchſchnitten. c. Ein Saamen. SuccowrA. Tab. 1. fig. 9. pag. C4. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. Eine abgeſprungene Schaale. c. Die runde Scheidewand, mit e ſtehen bleiben⸗ dem Griffel. d. Ein runder Saame. ScHRAN KTA. Tab, I. fig. 10. pag. 42. a. Eine ganze Frucht oben mit dem Pericarpium, und b. unter dieſen ſizenden Schoͤtchen. c. Eine zwerg durchſchnittenes Pericarpium. d. Das abgeſonderte, unten ſizende Schoͤtchen. e. Deſſen fenſterartige Scheidewand, f. g. mit den beiden abſpringenden Schaalen.

der Kupfertafeln. 117

CAanmeıına. Tab. I. fig. II. pag. 67. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. c. Die beiden abſpringenden Schaalen, mit ihren halbeylinderfoͤrmigen Verlaͤngerungen. d. Die Scheidewand, mit ihren Saamenfaͤden und Griffel. Bunsas orientalis. Tab. I. fig. 12. pag. 53. a. Eine ganze Steinfrucht. b. Eine ſenkrecht durchſchnittene. CocHLearra. Tab. I. fig. 13. pag. 69. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. Die Scheidewand mit ihren Saamenfaͤden. c. d. Die beiden abſpringenden Schaalen.} JoxDRARA. Tab. I. fig. 14. pag. 27. a. Ein Zwillings⸗Peric arpium, kurz vor der Zeitigung. b. Das naͤmliche, nach vollendeter Zeitigung. c. Ein Zwillings⸗Pericarpium, kurz vord er Zeitigung zwerg durchſchnitten. d. Ein Saame. e. Das receptaculum, woran die Zwillings⸗Pericar⸗ pien eingefuͤgt waren.

Aıysson. Tab. I. fig. 15. pag. 75. a. Ein ganzes Schoͤtchen b. Eine Scheidewand, mit ihrem Griffel. c. d. Zwei abſpringende Schaalen. Anvseron. Tab. I. fig. 16. pag. 73. a. Ein rundes, und auf den Flaͤchen plattes Schoͤtchen. b. Die Scheidewand mit ein Paar Saamen. c. d. Die zwei abſpringenden Schaalen.

g H 3

118 Erklaͤrung

Auvssoipes. Tab. J. fig. 17. pag. 63. a. Aufgeblaſenes Schoͤtchen. b. c. Die zwei abſpringenden Schaalen. d. Die Scheidewand mit ihren Saamenfaͤden. e. Ein am Rande gefluͤgelter Saame. ThLaspI hirtum. Tab. II. fig. 18. pag. 78. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. Eine Scheidewand, ohne Saamen. c. Eine Scheidewand, auf jeder Seite ein Saame. d. e. Zwei abſpringende, kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, auf den Kanten ſtark gefluͤgelte Schaalen. TRIAS faxatile Tab. II. fig. 19. pag. 77. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. Eine Scheidewand mit ihren Saamenfaͤden. c. d. Zwei abſpringende, kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, auf den Kanten ſtark gefluͤgelte Schaalen. Irerıs umbellata. Tab. II. fig. 20. pag. 80. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. Scheidewand mit zwei Saamen. c. d. Zwei abſpringende, kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, auf den Kanten geflügelte Schaalen. NasturrioLum. Tab. II. fig. 21. pag. 82. a. Ein ganzes Schoͤtchen. b. Eine abſpringende Schaale, wo die Oeffnung un⸗ ten iſt, um den Ruͤcken deutlich zu machen. c. Die Scheidewand. IE RIS amara. Tab. II. fig. 22. pag. 79. a. Das ganze Schoͤtchen. b. Eine Scheidewand mit zwei Saamen.

c. Eine Scheidewand, um die Fortſezungen an dert ſelben auffallend zu machen.

der Kupfertafeln. 119

Fr RITA. Tab. II. fig. 23. pag. 90.

a. Scheidewand, mit einem gefluͤgelten Saamen und mehreren Saamenfaͤden.

b. c. Die zwei abſpringenden pergamentartigen Schaa⸗ len.

Rıcorsa. Tab. II. fig. 24. pag. 45.

a. b. Die zwei Schaalen der Huͤlſen, mit ihren gegen

einander uͤberſtehenden Saamen. VILLA. Tab. II. fig. 25. pag. 49.

a. Eine ganze rindenartige Fleiſchhoͤhle.

b. Eine Scheidewand, mit ihrem aufſizenden, loͤffel⸗ artig ausgehoͤhlten Griffel.

c. Eine losgemachte Schaale.

d. Die andere mit drei Saamen in der Höhle.

‚Anastarıca. Tab. II. fig. 26. pag. 50.

a. Eine ganze rindenartige Fleiſchhoͤhle.

b. Die Scheidewand, mit ihren Hervorragungen.

c. c. Die zwei hölzernen Stachel.

d. e. Die zwei losgemachteu Schaalen, deren jede mit einer Zwergwand in zwei Gefache getheilt iſt, und die eine rundlicht ausgehoͤhlte Verlängerung auf ſich ſizen hat.

LuxARTA. Tab. II. fig. 27. pag. 89. a. b. Die zwei abſpringenden Schaalen. c. Die Scheidewand, mit ihren gefluͤgelten Saamen.

120 Anhang zu dem erſten Hefte

Anhang zu dem erſten Hefte der Pflanzen-Gattungen.

Nachdem dies Werkchen in der Druckerei gaͤnz⸗ lich beendigt war, (indem wuͤrklich der lezte hal⸗ be Bogen weggelegt, und dieſer Bogen friſch ge⸗ druckt worden iſt,) erhielt ich erſt die lezten Gens turien des Gaͤrtneriſchen vortrefflichen Werkes de Seminibus plantarum, und zwar durch die Gewogenheit des Herrn Borckhauſen, in deſſen Werke Tentamen diſpoſitionis Pl. Germaniae feminiferarum ich es benuzt fand, ohne daß ich von der Ausgabe desſelben bisher das mindeſte gewußt hätte. Pag. 278 u. ſ. w. fand ich die fili- quoſas abgehandelt, und auf der 141. 142. 143. und 144. Kupfertafel verſchiedene abgebildet. Da ich hierin verſchiedenes fand, daß ich in ei⸗ nem ſolchen Werke gar nicht erwartet haͤtte: ſo verbindet mich die Liebe zur Wahrheit, dasjenige kurz zu beleuchten, was mit dieſem Hefte in Ver⸗ bindung ſteht. 5

der Pflanzen-Gattungen. 121

Pag. 278. SILIQUosAE... Difpefcun- tur a longitudine pericarpii in filiculofas & filiquofas, commoda magis & ufitata,, quam fatis certa ratione. Gewiß fo etwas hätte ich von einem Manne, wie Gaͤrtner, nicht erwartet. Es ift gar kein Grund da, etwas eine bliguam, oder ſiliculam zu nennen, was nicht zwei frei⸗ willig abſpringende Schaalen, und eine Scheide— wand hat. Und der denkende Schriftitelfer ſoll offenbare Fehler deßwegen nicht in ſeinen Schuz nehmen, weil ſie gewoͤhnlich ſind. Denn ich wuͤß⸗ te nicht, warum man ferner neuere Werke brauchte, wenn man dieſen Grundſaz ausüben wollte. Herrn Gärtner aber, der ein eigenes Werk hieruͤber ausgearbeitet, ſind dergleichen Saͤze nicht zu verzeihen. Ueberhaupt aber muß ich hier die Bemerkung machen, daß Herr Gaͤrt⸗ ner ſich mehr mit der Zergliederung der eigentli⸗ chen Saamen abgegeben, und in dieſen allerfein⸗ ſten Zergliederungen ein uͤbervortrefflicher Mei⸗ ſter war. Aber was die Umhuͤllungen der Saa⸗ men anbelangt, hat er ſich unendlich vieles zu Schulden kommen laſſen, und uͤber dieſelbe min⸗ der philoſophiſch ſich ausgedruͤckt, wie ich dies in den folgenden Heften zu beweiſen genoͤthigt ſeyt werde. Auch in feiner Introductione generali

H 5

122 Anhang zu dem erften Hefte

find mannigfaltige Saͤze eingefloffen, die meinen Beobachtungen und Erfahrungen ganz zuwider ſind, und die ich ebenfalls in der Fortſezung mei⸗ ner philoſophiſchen Botanik zu eroͤrtern gezwun⸗ gen ſeyn werde. Ich war dieſe allgemeine Ueber⸗ ſicht uͤber das ſchaͤzbarſte Werk in der Kraͤuter⸗ lehre, und das unſerm zum Ende eilenden Jahr— hunderte zur groͤßten Ehre gereicht, naͤmlich uͤber Gärtner de Fructibus & Seminibus Planta- rum, deßwegen ſchuldig, weil es bei uns Sitte iſt, was man loben will, mit allen ſeinen Feh⸗ lern blindlings zu loben, ſo wie man auch das gegenſeitige Verfahren wieder zu befolgen pflegt. Pag. 278. Tab. 141. Bifeutella auriculata. Thlafpidium mihi pag. 29. Wollte ich die Widerſpruͤche widerlegen, die hier ſtehen: ſo muͤßte ich alles wieder abdrucken laſſen, was ich S. 39 bereits gejagt habe. Alſo nur die einzige Stelle: diſſepimentum proprie nullum, fed ſtylus compreſſus, filiculis ! geminatis inter- jectus. Offenbar falſch. Was er hier ſtylus nennt, iſt das receptaculum, an dem die ſtyli hieben und druͤben hinauf laufen, und ſich oben in einen vereinigen. Gleichwohl nennt er ſolches in der Erklaͤrung der Kupfertafel fig. d. ein dif- ſepimentum. Auch die Saamenfaden e. e., die

‚der Pflanzen: Gattungen. | 123

in dem zeitigen Zwillings-Pericarpium nicht mehr deutlich ſichtbar ſind, kommen nicht von dem receptaculo her, ſondern find eine Umbuͤgung des herablaufenden Griffels. Man vergleiche hie— mit meine Kupfertafel I, Jondraba lig. 14. und Thlafpidium fig. 5.

Pag. 283. Peltaria. Bohatfchia mihi. p. 22. Silicula! . .. unilocularis, evalvis. Se- men unum ad tria. Ueber das erſte will ich kein Wort verlieren. Aber unter einer auſſerordent— lichen Menge von Pericarpien iſt mir nie eines vorgekommen, das mehr wie einen Saamen ge— habt haͤtte. Auch iſt die fig. b. ſonderbar. Alle Pericarpien muß ich entweder durchſchneiden, oder wie feine fig. b. eröffnen, und hierin zeich⸗ net ſich dieſe Bohatſchia im mindeſten nicht aus.

Pag. 235. Vella auuud. Iſt die Kupferta⸗ fel b. offenbar falſch, indem fie angiebt, als wenn ſich die zwei Schaalen freiwillig abſonder⸗ ten. Nur durch die Kunſt, wie ich S. 49 ange: geben, iſt fie in dieſe Theile trennbar; fie iſt da⸗ her nichts weniger, als eine ſilicula, wie Gaͤrt⸗ ner ſolches, als einen groſſen Feller, angab. Selbſt ſeine figura c. iſt in offenbarem Wider— ſpruche mit figura b.

Pag. 286. Anaflatica. Ich bitte meine Leſer,

124 Anhang zu dem erſten Hefte

Gaͤrtners Abbildung mit der meinigen Tab. II. fig. 26. zu vergleichen, dann die Saamen-Um⸗ huͤllung zu zergliedern, da wird man finden, daß Gaͤrtner hier ganz falſch iſt, und die rindenartige Fleiſchhoͤhle gar nicht kennt, die ich ſchon Phil. Bor. I. 193, und hier S. 30 ganz anderſter nach der Natur angegeben habe. Und dann ſagt er noch gar, und laßt es abzeichnen, fig. b. Val- vulae . . in duas cavitates divifae, quarum ſuperior ſola ſeminifera, inferior autem ſteri- lis & inana. Offenbar falſch. Ich habe eine ſol⸗ che Menge dieſer Fleiſchhoͤhlen unterſucht, daß ich beſtimmt ſagen kann, in der unterſten Hoͤhle ſey ein, in der oberſten Höhle aber zwei Saa⸗ men. Wer ſich hievon genau uͤberzeugen will, nuß eine ganze Frucht nehmen, untenher duͤnne Scheiben abſchneiden, bis er auf die unterſte zwei Hoͤhlen koͤmmt. Dann wird er ohne Muͤhe die Saamen finden, und wenn er dieſe heraus⸗ genommen, darf er nur das uͤbrige der verwach⸗ ſenen Schaale abſprengen: ſo wird er in dem obern Gefache noch zwei andere finden, in wie fern ſie ſind befruchtet und zeitig geworden. Im andern Falle können fie eben fo gut oben als unten fehlen. Pag. 288. Myagrum per ſoliatum. Hier ift ſeine Beſchreibung und Abbildung abermals ganz

*

der Bilanzens Öattungen, 125 falſch. Er erwähnt der untern und vierten Höhle gar nicht, die bei mir kein einzigesmal gefehlt hat. Ja, ſeine Saamenhoͤhle geht ganz bis her— unter, wo doch bei mir eine auffallend deutliche Zwergwand iſt, die die untere und mittlere, zum Saamen beſtimmte Höhle von einander abſon⸗ dern. Entweder muß es mehrere Arten von Pflanzen geben, die, wie es leider oft geſchieht, einen Namen, Myagrum perfoliatum, fuͤhren, oder Herrn Gaͤrtners Abbildung iſt ganz falſch. Aber nichts hat mich in mehreres Erſtaunen ges ſezt, als

pag. 289. Lunaria Ricotia. Ricotia mihi pag. 45. und die Abbildung derſelben Tab. 142. Da ich hier uͤberzeugt war, daß das ganze bota⸗ niſche Publikum aufmerkſam, und zur Widerle⸗ gung bereit ſeyn wuͤrde: ſo verfuhr ich hier, wie allemal, mit der groͤſſeſten Gewiſſenhaftigkeit und Vorſicht. Ich zergliederte eine Menge uns zeitiger Fruͤchte, und eine noch groͤſſere Menge zeitiger, und nie habe ich in leztern nur eine Spur von einer Scheidewand vorgefunden, und gleichwohl zeichnet ſie Herr Gaͤrtner ſo auffallend deutlich hin. Herr Gaͤrtuer iſt ſicher der Mann nicht, der ſo etwas thun konnte, wenn er es nicht vor Augen hatte. Ich bin alſo uͤberzeugt, daß er

126 Anhang zu dem erſten Hefte

hier von jemand iſt angefuͤhrt worden, der ihm eine andere Frucht unter dem falſchen Namen von Ricotia überfendet. Entweder gehört alſo feine Abzeichnung einer unbekannten Art von Luna- ria zu, oder iſt gar eine Schotte von meiner Fi- bigia, und zwar einer mir unbekannten Art. Der dicke Faden, der um die Scheidewand lauft, macht mir das leztere ſehr wahrſcheinlich. Dann koͤmmt der Umriß ſeiner Lunaria Ricotia gar nicht mit der Huͤlſe meiner Ricotia überein, Zwar ſagt er: diſſepimentum fere arachnoideum per maturitatem fructus valvis plerumque agglu- tinatum, ut incautis abeſſe videatur. Aber fuͤr das erſte iſt dieſe Beſchreibung und feine Abbil— dung gar nicht uͤbereinſtimmend, und das muͤßte ein rechter Hudler ſeyn, der ſo eine Scheidewand nicht von auſſen erkennen koͤnnte. Ueberdies ha— be ich ſchon oben angefuͤhrt, daß die beiden Schaa— len der Hülfen ſelten freiwillig von einander ſprin⸗ gen, ſondern durch die ehemalige viele Feuch— tigkeiten auf einander gepappt ſind. Aber ganz oben haben ſie zu aller Zeit eine Oeffnung, und wenn man da ſanft durchfaͤhrt: ſo theilen ſich die Schaalen mit der groͤßten Leichtigkeit, und nie iſt eine Spur von einer Scheidewand da. Eine genauere Beleuchtung iſt gegenwaͤrtig

\

der Pflanzen-Gattungen. 1 es

hier nicht mehr der Ort, und ich muß aufrichtig geſtehen, daß ich noch mannigfaltige wichtige zu machen haͤtte, die ich mir aber auf eine andere Zeit verfparen muß. Aber ich konnte und durfte mein erſtes Heft von Pflanzen-Gattungen nicht vor den Augen des Publikums erſcheinen laſſen, ohne dieſe wenige Bemerkungen beizufuͤgen, und der urtheilende Kraͤuterkenner mag jezt die Has tur zu Hilfe nehmen, und zwiſchen Gaͤrtner und mir Schiedsrichter ſeyn. Nur muß ich auch ei⸗ nen jeden bitten, daß, ehe er ſein Urtheil ab— giebt, er ſich gaͤnzlich uͤberzeugt habe, daß er die naͤmliche Art Pflanze vor ſich gehabt, die ich uns terſucht. Denn eine Menge Widerſpruͤche entite: hen dadurch, daß ſo manche Kraͤuterkenner un⸗ ter einerlei Namen von ganz verſchiedenen Pflan;

zen reden. Mannheim, den 12. April 1792.

eee e eee

INDEX GENERUM FASCICULI PRIMI.

Adyleton. Alyfoides. Alyſſon.

73.104 53.104

75.104

Alyſſum. 63. 67. 72. 91.92.103

Anaſtatica.

Biſcutella. Bohatſchia. Bunias.

Bunsası

Cakile. Camelinas Capfella. Carara. Cardamindes Clypeola. Cochlearis. Cochlearia. Coronopus.

Crambe.

Dondi 14.

Drapa. Erucago.

Foſſelina. Hierochontis

Iberis.

jondraba.

Kerneras

50. 97. 123

29. 30. 106. 122

2%

52. 109 65. 106 66

67.95 85.99

34. 21. 101 47

23.24. 105 69

35. 69. 101 37. 60

19

40

76. 91

65

90. 104

24

Lepidium, 84: 98 Lepidium. 80. 81. 85. 97. 99 Lunaria. 89 Lunnria. 47. 125 Melilota. 26 Myagrum. 38.95 Hagru m. 19. 33. 44. 52. 65. 67. 69. 71. 72. 95. 124 Nafturtioides. 91. 98. 100 Naſturtiolum. 82.98. 100. 101 Naſturtium. 80. 98 Peltaria. 22. 105.123 Per fpierllums AR Raphaniſtrum. 39 Raphanus. 41 Rapiſtrum. 19 Na piſtrum. 33. 60 Rieot ia. 45.125 Schrankia, 42.05 Scopolias 47 Sina pi. 41 Sghat roc ar pus. 33 Succowia. 64. 109 Thlaſpi. 76 Tylaſpi. 85. 86. 87.99 Thlaſpidium. 29 Vella. 49. 95. 123 Vogellia.

32. 54.93

Ta. I.

1. a TEN g 2. Ha u > 7:

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ef b 1 A b E A C b 7 2 { J \ | PR a: Carara ' . o ai,. 3.Ihlaspidium g 3 2 BE 2 2 ar an

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72 Bunias .

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New York Botanical Garden Library

edikus, Friedrich/Pflanzen-Gattungen